31. Life Cycle Assessment
Der Markt
Weltweit erreicht der Weltmarkt für Umweltgüter und –dienstleistungen (environmental goods and services, EGS) im Jahr 2010 schätzungsweise die atemberaubende Summe von 635 Milliarden US-Dollar bei einem beeindruckenden Wachstum von 45 Prozent über die letzten fünf Jahre. Für 2020 könnte er die Billionengrenze knacken. Etwa 5 Prozent hiervon bzw. zurzeit 32,7 Milliarden Dollar entfallen auf Unternehmensberatungen für erneuerbare Energien, Abfallreduktion, Ökodesign, Kohleemissionshandel und LCA-Studien. Der Markt wächst erwartungsgemäß bis 2015 auf 45 Milliarden Dollar an und stellt riesige Chancen für Arbeitsplätze und Unternehmertum dar. Gegenwärtig halten die EU, USA und Japan etwa 94% der Anteile auf dem Weltmarkt. Während Firmen aus dem Vereinigten Königreich scheinbar eine starke Position innerhalb der EU hält, setzten skandinavische Consultingfirmen auf ihre seit Jahrzehnten entwickelten Umweltstrategien, in denen ihre Länder Pioniere sind, sowie eine breite Nachfrage nach technologischen Innovationen.
Das französische Gesetz schreibt ab 2011 vor, dass alle in Frankreich verkauften Produkte eine Umwelt-Produkterklärung haben müssen, was weiteren Umsatz für Umwelt-Beratungsfirmen verspricht, besonders für LCA. LCA-Consulting bietet eine übersichtliche Methode zur Berechnung der Umweltauswirkungen eines Produkts. Dies unterstützt Verbraucher bei Kaufentscheidungen und ermöglicht ihnen, die ökologischen Folgen ihres Kaufverhaltens einzuschätzen. Es wird erwartet, dass noch weitere EU-Mitgliedsstaaten die selbe Strategie wie Frankreich übernehmen. Dies wird das Wachstum auf dem Sektor der Unternehmensberatungen noch stärker antreiben.
Unternehmen wie ERM, RPS, Environ und WSP sind in den letzten 10 Jahren entstanden und beschäftigen mittlerweile über 1000 Experten in Dutzenden von Geschäftsstellen auf der ganzen Welt. Allein im Vereinigten Königreich sind über 600 Firmen registriert, die Dienstleistungen in der Umweltberatung anbieten, von denen mindestens 75 auch außerhalb der Britischen Inseln tätig sind. Das Vereinigte Königreich – eins der wenigen Länder, die detaillierte Statistiken zu dieser wachsenden Branche aufstellen – schätzt, dass seine Firmen 2009 an weltweit über 242 000 Verträgen beteiligt waren, davon über 60 Prozent außerhalb des eigenen Landes.
Die Innovation
Das Geschäftsmodell der Umweltgüter und –dienstleistungen beschränkte sich bisher auf die Begrenzung negativer Auswirkungen von Produktion und Konsum. Der Geschäftsjargon spricht von Minderung, Schutz und Abschwächung. Doch es ist nötig, umzudenken von „weniger Schlechtes tun“ hin zu „mehr Besseres tun“. Hier wird ein großer Durchbruch erzielt, da der Versuch der Erhaltung keinen Erfolg bei der Wiederherstellung verspricht und Abschwächungsstrategien kaum Besserung versprechen. Vor diesem Hintergrund wird ein neues Portfolio von Umweltdiensten benötigt, das die Chancen zur Innovation durch Nutzung vorhandener Ressourcen aufzeigt.
Als Prof. Luigi Bistagnino, Dekan der Schule für Industriedesign an der Fakultät für Architektur des Politecnico di Torino (Italien) einen Lehrplan für einen Grundstudiengang Ökodesign erarbeitete, wandte er sich ab vom Prinzip des „Weniger-Stehlens“. Professor Bistagnino argumentierte, dass wir zwar niemals eine Person wertschätzen würden, die verspricht, weniger zu stehlen, jedoch Umweltpreise an Firmen vergeben, die weniger verschmutzen. Die Studenten waren sehr beeindruckt von der Logik, dass „weniger stehlen“ vergleichbar ist mit „weniger verschmutzen“, da dies doch bedeutete, dass beide Täter weiterhin stahlen und verschmutzten. Dieser Ansatz bedeutete grundlegende Änderungen für das Industriedesign und ermöglichte die Herausbildung neuer Geschäftsmodelle.
Diese simple Wertung bewog Prof. Bistagnino, einen neuen Typ des LCA zu entwerfen, der zunächst die Performance eines Produkts auf Grundlage der herkömmlichen Input/Output-Tabellen, die alle für die Produktion eines Produkts oder einer Dienstleistung nötigen Elemente auflistet sowie alle Outputs einschließlich der Abfallströme. Dies ist Teil einer herkömmlichen ISO 14000-Zertifikation. Prof. Bistagnino hingegen erklärt seinen Studenten, dass alle Outputs, die ungenutzt bleiben, nun einem neuen Input zugeordnet werden müssen und erstellt so die Tabellen für Input und Output. So entsteht eine kreative Plattform für Hunderte neuer Geschäftsideen. Als die Designstudenten die Materialien und Zahlen durchgingen, merkten sie, dass eine Menge wertvoller Abfallstoffe einfach weggeworfen werden. Diese Beurteilungen ermöglichten die Neubewertung des Handlings von Mehrschichtverpackungen, Kugellagern und sogar den städtischen Abwässern.
Der erste Umsatz
Das erste Unternehmen entstand aus einer Neubewertung für Glas im Vergleich zu Plastik. Traditionelle LCA fallen zugunsten von Plastikbehältern aus, da diese leichter sind, daher weniger Energie benötigen und entsprechend weniger Treibhausgase produzieren. In Folge werden weltweit Getränkeverpackungen aus Plastik gegenüber jenen aus Glas oder Mehrschichtmaterialien bevorzugt. Der Logik des Politecnico di Torino zufolge kann jedoch Glas in Glasschaum recycelt werden, und dieses Baumaterial ersetzt zusätzliche Isolationen, Feuerschutzmittel, Pilzvernichter und wasserabweisende Materialien. Der höhere Energieverbrauch bei der Herstellung der Getränkebehälter zahlt sich mehrfach aus bei Einsparungen an Chemikalien und Baumaterialien dank der Vielseitigkeit des Glasschaums, der obendrein noch CO2 bei seiner Herstellung bindet.
Noch besser wird es, wenn die benötigte Energie zum Aufschäumen des Glases aus dem Methan der Müllkippe gewonnen wird, auf der das meiste Glas gegen Gebühr abgeladen wird. Dies stellt nicht nur das entscheidende Argument zugunsten Glas gegenüber Plastik dar, sondern kehrt sogar die Grundlagen des Geschäftsmodells um: die Nutzung der Abfälle wird bezahlt, vor Ort verfügbare Energie wird genutzt, und das Ganze ohne zusätzlichen Bedarf an Lagerung oder Transport. Dies ist ein ganz neues Wettbewerbsmodell und entspricht der Blue Economy: Nutze, was du hast. Es überrascht nicht, dass bereits drei Industrie-Investments mit Erfolg auf diesem Gebiet umgesetzt wurden.
Die Chance
Das erste Unternehmen entstand aus einer Neubewertung für Glas im Vergleich zu Plastik. Traditionelle LCA fallen zugunsten von Plastikbehältern aus, da diese leichter sind, daher weniger Energie benötigen und entsprechend weniger Treibhausgase produzieren. In Folge werden weltweit Getränkeverpackungen aus Plastik gegenüber jenen aus Glas oder Mehrschichtmaterialien bevorzugt. Der Logik des Politecnico di Torino zufolge kann jedoch Glas in Glasschaum recycelt werden, und dieses Baumaterial ersetzt zusätzliche Isolationen, Feuerschutzmittel, Pilzvernichter und wasserabweisende Materialien. Der höhere Energieverbrauch bei der Herstellung der Getränkebehälter zahlt sich mehrfach aus bei Einsparungen an Chemikalien und Baumaterialien dank der Vielseitigkeit des Glasschaums, der obendrein noch CO2 bei seiner Herstellung bindet.
Noch besser wird es, wenn die benötigte Energie zum Aufschäumen des Glases aus dem Methan der Müllkippe gewonnen wird, auf der das meiste Glas gegen Gebühr abgeladen wird. Dies stellt nicht nur das entscheidende Argument zugunsten Glas gegenüber Plastik dar, sondern kehrt sogar die Grundlagen des Geschäftsmodells um: die Nutzung der Abfälle wird bezahlt, vor Ort verfügbare Energie wird genutzt, und das Ganze ohne zusätzlichen Bedarf an Lagerung oder Transport. Dies ist ein ganz neues Wettbewerbsmodell und entspricht der Blue Economy: Nutze, was du hast. Es überrascht nicht, dass bereits drei Industrie-Investments mit Erfolg auf diesem Gebiet umgesetzt wurden.
Bilder: StockXCHNG
https://www.flickr.com/photos/epsos/5444678656
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