Bildung für eine nachhaltige Entwicklung mit der Blue Economy

In Berlin ist in Kooperation mit der Blue Economy ein übertragbares Lehrkonzept für den naturwissenschaftlichen Bereich entstanden.
Nur 16 % der Pädagogen fühlen sich „gut“ oder „sehr gut“ für den naturwissenschaftlichen Unterricht qualifiziert. Laut Professor Dr. Jörg Ramseger (Erziehungswissenschaftler und Leiter der Arbeitsstelle Bildungsforschung Primarstufe an der FU Berlin) wird die Lust der Kinder am Forschen von der Grundschule an nicht mit hinreichend anspruchsvollen Lernangeboten gefördert. „Bildung beginnt mit Neugierde“, meint Prof. Peter Bieri. Heranwachsende sollen schon früh für naturwissenschaftliche Fächer begeistert werden, sonst reizen sie diese auch später meist nicht mehr.An der Evangelischen Gesamtschule Berlin Zentrum (esbz) ist in Kooperation mit der Blue Economy ein übertragbares Lehrkonzept für den naturwissenschaftlichen Bereich entstanden.

Die Evangelische Schule Berlin Zentrum (esbz) gründete sich mit dem Anspruch einer Reform-Schule mit radikalem Wandel der Lernkultur. Als Schule in freier Trägerschaft hat sie zum Ziel, mit Blick auf zukunftsfähige Entwicklungen beispielgebend zu sein. Die Schule sieht sich den Herausforderungen der AGENDA 21 in besonderer Weise verpflichtet. Darum heißt sie „AGENDA-Schule“.

Die Motivation des Teams um Mandy Voggenauer, Lehrerin für Naturwissenschaften an der Schule, basiert auf aktivem und kooperativem Lernen, sowie kreativem und kritischem Denken. Lehrer übernehmen die Rolle des Moderators im Lernprozess, indem sie Kinder ermutigen, Fragen zu beantworten, zu einem Ergebnis zu kommen und eigenständig Lösungen zu finden.

Jetzt, nach einer einjährigen Pilotphase, liegen die ersten multiplizierbaren Ergebnisse vor, die auf weitere Schulen übertragen werden können.

Im ersten Schritt erarbeiteten sich die Schüler über Märchen von Gunter Pauli neue Sichtweisen, um zu erkennen, wie in der Naturwissenschaft alles verbunden ist. Diese Märchen unterstützen das systemische Denken und emotionale Intelligenz, das Erkennen eigener Stärken und Schwächen sowie diejenigen anderer Menschen. So werden Unterschiedlichkeiten erkannt, respektiert, Emotionen gesteuert und umsichtig mit anderen agiert. Dies sind wichtige Schlüsselfähigkeiten im Leben der Kinder, die es ihnen ermöglichen, harmonische Beziehungen zu sich selbst, zu anderen und zu ihrer Umwelt aufzubauen und zu leben.

Aufbauend auf die Märchen starten diverse Praxisprojekte wie die Herstellung von Dünger und Erde aus Speiseabfällen, Pflanzenzucht, Energiegewinnung, Fluggeräte und vieles mehr, durch die die Schüler die gewonnen Erkenntnisse in der Praxis nachvollziehen können.

Durch diese offene Struktur kamen sehr schnell gesellschaftspolitische Fragen auf. Wo kommen unsere Lebensmittel heute her? Warum ist die Nutzung der Ressourcen auf der Erde so ineffizient? Was kann jeder Einzelner dazu beitragen, um im Kleinen Veränderungen zu beginnen? So sollen die Schüler den Stoff und die Hintergründe besser verstehen und verinnerlichen. Denn: „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn wir vergessen, was wir gelernt haben“ (Edward Frederick Lindley Wood).

Beim ersten Eltern-Campus stellten die Schüler beeindruckend unter Beweis, was es heißt, Wissen als Selbstverständnis der eigenen Meinung zu präsentieren und mit den Eltern in einen fachlichen Diskurs zu treten.

Zeitgleich darf aber auch nicht der eigentliche Lernstoff aus den Augen verloren werden. „Ich achte immer darauf, Rahmenplaninhalte in Projekte zu integrieren und den Kindern dadurch nicht weniger zu geben, sondern noch ein Sahnehäubchen draufzusetzen“, so Mandy Voggenauer.

Jetzt geht das Projekt an der Evangelischen Gesamtschule Berlin Zentrum in seine nächste Stufe und wird diesen Sommer eine ganze Projektwoche lang den Gedanken der Blue Economy und der Naturwissenschaft mit dem Basisunterricht verknüpfen.

In Theorie und Praxis werden die Schüler auch hier wieder für Nachhaltigkeit sensibilisiert, aber auch gleichzeitig an verschiedene Berufsbilder herangeführt.

Die Projektwoche „Autarkes Klassenzimmer“ ist ein übertragbares und fächerübergreifendes Lehrkonzept, das Schüler durch seine Interdisziplinarität über den Unterrichtsrahmen hinaus begeistern soll. Die Schüler lernen anhand eines systemischen Themas implizit Fächerinhalte aus Deutsch, Englisch, Mathematik, NaWi und NG (Natur & Gesellschaft).

Markus Haastert, Vorsitzender des Vereins ZERAP Deutschland und der Blue Economy, ist zum festen Engagementpartner der esbz geworden. Die Schule könnte somit zur Pionierschule werden, „an der aus dem ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich visionären Konzept ein Lernbaustein für die nächste Generation wird“, so die Schulleiterin Margret Rasfeld.

 

Klicken Sie hier, um den vollständigen Bericht als pdf herunterzuladen.

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