Beiträge

biogas

Blumentopfheizung

1. Hintergrund

 

Anfang Dezember und es wird immer kälter. Selbst mit den dicksten Wollpulovern friert man in der eigenen Wohnung und durch steigenden Energiepreisen steigt auch die Abneigung gegen das Einschalten der Heizung. Tatsächlich hat die deutsche Verbraucherzentrale geschätzt das die deutsche Durchschnittsfamilie in 2013 rund € 5100 für Benzin, Strom und Heizung ausgeben musste, was einen Anstieg von 34 % seit 2008 ausmacht1. Die Durchschnittskosten um eine 70 Quadratmeter große Wohnung zu Heizen lag in 2013 zwischen € 970 und € 1052 2. Verglichen mit den Kosten die man für die gleiche Wohnung in 2011 zahlen musste, haben sich die verschiedenen Wärmeenergieträger verteuert: um + 7,7 % für Gas, + 11,2 % für Öl und + 9,6 % für Fernwärme. Aus diesen Zahlen ist auch ersichtlich das die Heizkosten entscheidend von der Energietragenden Ressource abhängen. So müssen Haushalte die mit Öl heizen etwa 20 % mehr ausgeben als jene deren Heizenergieträger Gas ist3. Mit der stetigen Verknappung fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Öl, steigt der Preis für Energie jährlich weiter an.

Dies erhöht nicht nur den Kostendruck für Hausbesitzer und Mieter, sondern kann zusätzlich eine Beeinträchtigung der Gesundheit mit sich bringen. Insbesondere in England ist der Begriff fuel poverty (Treibstoff Armut) bekannt und tritt jedes Jahr zur kalten Jahreszeit medial auf. Menschen die einfach nicht in der Lage sind ihre Nebenkosten zu zahlen, wird Ihnen Strom und Heizung einfach abgestellt, ein Umstand der sich insbesondere im Winter negativ auf die Gesundheit dieser Menschen auswirkt4.

 

Allerdings gibt es auch andere Komponenten welche sich auf die Heizkosten eines Haushaltes auswirken. Am wichtigsten natürlich die Eigenschaften der Isolierung. Je mehr Wärme im Haus bzw. in den Wänden gespeichert werden kann um so geringer wird auch die Heizkostenabrechnung sein. Mit einem fundierten Verständnis über die Materialien und Investitionen in die Isolierung eines Hauses lässt sich den steigenden Energiekosten entgegenwirken und sogar der ein oder andere Cent sparen.

 

2. Möglichkeit

 

Wichtiger Bestandteil vom einsparen von Energie ist es die Materialien für die Isolierung zu verstehen. Die wichtigsten Eigenschaften welche diese erfüllen muss sind zum einen die warmen Innenräume von der kalten Luft von außen (oder andersherum) zu schützen, Wärme in den Wänden zu speichern und gleichzeitig Atmungsaktiv zu sein um eine Schimmelbildung zu verhindern. Ton ist eine der ältesten Baumaterialien und hat all diese Eigenschaften. Zusätzlich ist er problemlos Verfügbar, günstig und ein vollständig natürliches Produkt. Er kann zu Backsteinen gebrannt oder als Putz genutzt werden. Im Gegensatz zu Betonsteinen haben Tonsteine eine geringer Wärmeleitfähigkeit und somit eine bessere Speicherwirkung5. Darüber hinaus sind Häuser die aus Tonsteinen gebaut werden beständiger und geben ein besseres Raumklima ab6. Traditioneller Putz aus Ton und Faserigen Materialien (z.B. Stroh) kombinieren thermische Vorteile mit Atmungsaktivität und sind somit eine effiziente und günstige Alternative zu jenen die auf Zement basieren.

Für die Konstruktion neuer Gebäude lohnt es sich also sich über die Vorteile von Ton als Baustoff bewusst zu sein und ihn in Erwägung zu ziehen. Um die fantastische Wärmehaltungskapazität zu veranschaulichen haben wir auch diese Woche wieder ein schönes Do-it-Yourself Projekt. Die Blumentopfheizung.

 

3. Do-it-Yourself – Blumentopfheizung

 

Es gibt ein paar generelle Vorteile der Blumentopfheizung zu denen insbesondere das Einsparen von Energie und Treibstoff und somit sogar des ein oder anderen Cents zählt. Sie bietet eine Möglichkeit Energie zu erzeugen ohne an ein Versorgungsnetz angeschlossen zu sein, und benötigt dank der Wärme speichernden Eigenschaften des Tons nur eine kleine Energiequelle. In Kombination mit der Einfachheit und Größe ist die Blumentopfheizung eine schöne alternative Wärmequelle. Wenn auch nicht zum Heizen eines ganzen Hauses geeignet, so kann sie zumindest bei allen möglichen Outdooraktivitäten ein wenig wärme spenden: zum Beispiel beim Campen, im Winter auf der Terrasse oder in einer kleinen Gartenhütte.

Neben dem Heizaspekt kann die Blumentopfheizung auch dazu genutzt werden um Tee warm zu halten, oder aber ähnlich wir die arabische Tajine oder der Römertopf zum kochen genutzt werden.

 

Diese do-it-yourself Projekt verbindet praktisches Arbeiten mit natürlichen Materialien mit der Vermittlung von einfachen physikalischen Gesetze und eignet sich daher hervorragend für Kinder und Jugendliche.

 

Hier ist eine Liste mit den Materialien die benötigt werden.

 

3 x Terrakotta Blumentöpfe (nicht glasiert, verschiedene Größen)

1 x Gewindestange oder Schraube ca. 15 cm lang und 2 cm Durchmesser (abhängig vom Topf)

6 x Muttern passend zum Gewinde

6 x Unterlegscheiben

2 x Teelichter

 

Nun müsst ihr die Teile wie in der Grafik gezeigt zusammenfügen.

Die Muttern und Unterlegscheiben werden als Abstandhalter genutzt und um die Töpfe an der Stange zu befestigen. Steckt die Töpfe ineinander und achtet darauf zwischen den Töpfe einen Abstand von ca. 2-3cm zu haben. Darüber hinaus darf keiner der inneren Töpfe über den Rand des jeweils äußeren herausragen. Zum Schluss dreht ihr das ganze Konstrukt um und stellt es auf einen Wärmebeständigen (möglichst Feuerfesten) Untergrund, stellt die Kerzen drunter und wartet bis es warm wird.

potheater

Für mehr Informationen und Erklärungen könnt ihr euch hier Videos angucken.

Es gibt auch noch weitere Bauanleitungen:

http://www.permaculture.co.uk/readers-solutions/heat-your-room-1-candle-plus-flowerpots-nuts-and-washers

https://h0rusfalke.wordpress.com/2013/12/09/zimmer-heizen-fur-10-cent-am-tag/

https://www.flickr.com/photos/a1930ford/sets/72157643401314065/

ACHTUNG: DIE TÖPFE KÖNNEN SEHR HEIß WERDEN; BITTE MIT VORSICHT BEHANDELN!

 

1http://www.heizspiegel.de/heizspiegel/bundesweiter-heizspiegel/

2http://www.heizspiegel.de/heizspiegel/bundesweiter-heizspiegel/

3http://www.heizspiegel.de/heizspiegel/bundesweiter-heizspiegel/

4http://www.itv.com/news/2014-11-06/tonight-fuel-poverty-and-its-effect-on-our-health/

5http://www.westerngranite.co.za/technical-information-comparison.php

6http://www.property24.com/articles/clay-bricks-offer-many-benefits/13301

refrigeration

33. Kühlung

Der Markt

Der Weltmarkt für Kühlungstechnik wird für 2010 auf 27,1 Milliarden US-Dollar geschätzt. Erwartungsgemäß wächst er um jährlich 5 Prozent und wird 2012 die 30 Milliarden Dollar erreichen. Die stärksten Zuwächse werden in Lateinamerika und Asien verzeichnet, China übertrifft dabei alle anderen Länder. Die Produktion jedoch verbleibt in europäischer, US-amerikanischer und japanischer Hand. Die weltweite Nachfrage nach Haushaltskühlschränken wird wahrscheinlich noch dieses Jahr die Grenze von 90 Millionen Einheiten überschreiten. Der asiatische Markt (ausgenommen Japan) ist in absoluten Zahlen 2,5-mal größer als der Nordamerikanische und um 20 Prozent größer als Ost- und Westeuropa zusammen. Die Stromproduktion für den Betrieb allein der US-amerikanischen Kühlschränke verursacht jährlich über 100 Millionen Tonnen CO2.

c33_Refrigeration01

Zwar gibt es Fortschritte in der Kühlung in den Entwicklungsländern, doch dieser nützt nur der Mittelschicht, für die der Besitz eines Kühlschranks ein Statussymbol ist. Doch der wahre Bedarf an Kühlung liegt vor allem in der Aufbewahrung von Lebensmitteln und Medikamenten. Kühlung unterstützt die Entwicklung der Landwirtschaft und sichert die Gesundheit der Bevölkerung. Milch und Fisch können bei 4 bis 6 Grad über mehrere Tage gelagert werden, bei normaler Raumtemperatur würden sie innerhalb von weniger als 24 Stunden verderben. Ununterbrochene Kühlung sichert die Wirksamkeit von Impfstoffen. Die Industrie arbeitet an Lösungen wie Solarkühlschränken, doch Solarsysteme benötigen mindestens 5 Stunden direkte Sonneneinstrahlung, um richtig zu funktionieren. Daher bauen die Entwickler eine Batterie mit ein, um die Funktionsfähigkeit zu garantieren. Der größte Nachteil dieses Systems sind die Kosten. Bei einem Mindestpreis von 5000 Euro pro Einheit ist diese Lösung für die Bevölkerung der Dritten Welt unerschwinglich. Sie hängt von Subventionen oder anderen Hilfen ab und ist daher nicht nachhaltig.

Die Innovation

Kälte aus Wärme zu gewinnen ist leicht. Der Schlüssel zu einem vorhersagbaren Kühlungsprozess ist der Energieaustausch, der stattfindet, wenn Dampf zu Flüssigkeit wird und Flüssigkeit verdampft. Der gebräuchliche Ansatz ist die Kompression von Gas, das in Flüssigkeit umgewandelt wird und somit heiß wird. Wenn der Druck nachlässt, kühlt das Gas ab und kondensiert wiederum zu einer Flüssigkeit. Wenn die Flüssigkeit in einen Raum mit geringem Druck fließt, dehnt sie sich schneller aus und verdampft, wobei Kühle entsteht, die der Umgebung Wärme entzieht.

Es wurde viel geforscht, wie Solarenergie zur Kühlung genutzt werden kann. Einstein war bereits Pionier für diese Idee. Sonne erhöht die Temperatur und dies erhöht wiederum den Druck. Bei hohem Druck kondensiert Gas zu Flüssigkeit. Wenn die Wärme reduziert wird, fällt der Druck, die Flüssigkeit verdampft wieder zu Gas und kühlt ihre Umgebung. Der direkte Einsatz von Solarenergie zum Anstoßen dieses Kondensations- und Verdampfungszyklus ist effizienter als die Umwandlung in elektrischen Strom, der einen Kompressor antreibt, der wiederum das Kühlgas in Flüssigkeit umwandelt.

DCF 1.0

Emily Cummins, eine 24 Jahre alte britische Studentin wendet die Logik der Kühlung auf der Basis von Verdampfung auf ein simples, billiges und doch geniales System an. Emily nutzt keine Photovoltaik, keinen elektrischen Strom, keine Chemikalien und keine beweglichen Teile, um den gewünschten Kühleffekt zu erzielen. Es ist eine der grundlegenden Anwendungen der Gesetze der Physik und ein Musterbeispiel für die Prinzipien von The Blue Economy: „Ersetze etwas durch nichts“. Emily wendet das bekannte Verdampfungssystem auf die von der Sonne ausgehende Wärme an. Es ist ein ideales Konzept für Dörfer in der Dritten Welt ohne Strom und ohne Geld für teure Photovoltaik.

Ihr Kühlgerät besteht aus zwei ineinander gestellten Zylindern. Emily erforschte die Geometrie und die Wirkung von Löchern, die in den äußeren Zylinder gebohrt werden, um so viel direkte Sonne wie möglich zu erhalten. Während der innere Zylinder aus Metall ist, kann der äußere aus Holz, Plastik oder sogar Pappe hergestellt werden. Der Raum zwischen dem inneren und dem äußeren Zylinder wird mit gefilzter Wolle, Baumwolle, Sand, Erde oder anderen verfügbaren Materialien gefüllt. Sogar zerrissene Zeitungen können angewendet werden. Die Lebensmittel oder Medikamente werden im inneren Zylinder platziert. In den Zwischenraum zwischen den beiden Zylindern wird Wasser geschüttet, bis die Füllmasse durchtränkt ist. Es muss kein sauberes Trinkwasser sein, Meerwasser und Brauchwasser sind ebenso verwendbar. Sobald die Sonne den äußeren Zylinder erhitzt, verdampft das Wasser und Wärme wird entzogen. Da die Füllmasse das Metall des inneren Zylinders berührt, entzieht sie diesem ebenfalls Wärme. Je kompakter und leitfähiger die Füllmasse und der innere Zylinder, desto schneller wird die Wärme aus dem Innern des Zylinders ausgeleitet. Die innere Kammer wird sehr kalt. Eine einzige Wasserzufuhr kann über Tage eine Innentemperatur von 5-6 Grad halten.

Der erste Umsatz

Das System ist brillant, weil es so einfach ist und voraussehbare Ergebnisse liefert. Ersatzteile sind nicht notwendig. Durch Wiederauffüllen der Füllmasse mit Wasser wird die Kühlung fortgesetzt. Emily setzte ihre Erfindung zuerst in Namibia ein und schloss, dass Gebiete mit einer durchschnittlichen Sonnenscheindauer von 10 Stunden pro Tag (die empfohlene Dauer für 5000 Dollar teure Solarkühlschränke) ideale Bedingungen für Ihre Erfindung hätten.

c33_Refrigeration03

Hauptkritikpunkt ist, dass Sonnenschein selten garantiert werden kann und dieser einfache Öko-Kühlschrank von der Natur abhängt, um das Innere kühl zu halten. Wir schlagen daher vor, das Wissen von Las Gaviotas zu integrieren, um den Erhitzungseffekt durch Licht statt Sonne zu erhalten (siehe Beispiel 15). Dies würde die Entwicklung eines Kühlsystems ermöglichen, das über das ganze Jahr funktioniert, vor allem aber an hellen Standorten.

Die Chance

Die Kombination von zwei grundlegenden Einsichten liefert ein höchst wünschenswertes Ergebnis auf Grundlage von Erhitzen und Kühlung. Emilys Kühlsystem konserviert Medikamente und Lebensmittel, es könnte sogar die Wohnqualität erhöhen, während die Wassererhitzer Komfort wie eine Fußbodenheizung und Bakterienkontrolle bieten. Da Las Gaviotas über 35 Jahre die lichtbasierten Wassererhitzer weiterentwickelt hat, bis sie mit 25 Jahren Garantie geliefert werden können, ist der Erfolg für die Weiterentwicklung von Emilys Kühlsystem absehbar. In diesem Fall und bei sorgfältiger Auswahl der Materialien für den Innenzylinder könnte eine riesige Plattform für Unternehmer entstehen, die das Thema der Kühlung in tropischen Gebieten revolutioniert.

DCF 1.0

Es hat einfach keinen Sinn, andere Lösungen in Betracht zu ziehen – nicht einmal über Spenden – die Tausende Dollars kosten, wenn der selbe Effekt mit voraussichtlich nur 10 Dollar erreicht werden kann! Emily hat ihr Konzept im südlichen Afrika bewiesen und sich dann entschlossen, ihre Erkenntnisse als Open-Source-Lösung anzubieten, d.h. die Daten zu veröffentlichen, damit jeder sie als preisgünstige und wettbewerbsfähige Lösung zu einem Bruchteil der Kosten nutzen kann. Es überrascht nicht, dass Emily kürzlich durch das JCI als eine der zehn herausragendsten Menschen der Welt für ihre Leistungen in Business und Unternehmertum ausgewählt wurde.

Bilder: StockXCHNG

greenhouses

26. Treibhäuser ohne Heizung und Bewässerung

Der Markt

Der Treibhausanbau ist im letzten Jahrzehnt um ein Vier- bis Fünffaches angestiegen und hat sich dadurch von einer marginalen Anbauaktivität hin zu einem weltweiten 100-Milliarden-Dollar-Geschäft entwickelt. Die durch Treibhäuser mit Plastik- oder Glasdächern bedeckte Landfläche erreicht 630 000 Hektar, davon allein in Asien 443 000 Hektar. Im Mittelmeergebiet existieren 100 000 Hektar Treibhausfläche; hier führt Spanien mit schätzungsweise 55 000 Hektar. Allein in der Region rund um Almería und Murcia liegen 200 Quadratkilometer. Die Niederlande wiederum weisen den höchsten Prozentsatz an Treibhausfläche auf: 0,25% der gesamten Landfläche sind Treibhäuser.

c26_greenhouses01

In den Niederlanden sind um die 9000 Treibhausunternehmen tätig, die auf über 10 000 Hektar etwa 150 000 Arbeiter beschäftigen und Obst, Gemüse, Pflanzen und Zierblumen im Wert von rund 4,5 Milliarden Euro produzieren, von denen 80 Prozent exportiert werden. Die Türkei befindet sich in einer rasanten Entwicklung hin zu einem der Welt-Marktführer für Treibhaustomaten, mit einer Produktion von über 6 Millionen Tonnen. In den letzten Jahren ist China zum größten Betreiber von Treibhäusern geworden. Auf Anbaugebieten ohne Mutterboden wird Steinkohlenasche, Torf, Wurmstein, Kokosfaser, Sägemehl, Reisspreu mit organischem Dünger und sogar mit Mineralien versetzter Schweinemist eingesetzt. Diese chinesischen Techniken, die bereits in Marco Polos Reisebericht beschrieben wurden, sind kostengünstig und angepasst an die lokalen Bedingungen, wodurch sich die Konkurrenzfähigkeit der Produktion erklärt.

Die Innovation

Die Wasserknappheit und hohen Wasserkosten zwingen die Betreiber zum Einsatz einer großen Menge an Pestiziden. Dies hat zur Folge, dass die Bauweise für Treibhäuser seit Beginn des dritten Jahrtausends sich hin zu einem komplett geschlossenen System entwickelt – ebenso wie die Gebäudeleittechnik – und dem Anbauer die volle Kontrolle über Energie, Feuchtigkeit und Produktivität bei Reduzierung der Abhängigkeit von Chemikalien ermöglicht. Gleichzeitig entwickelte sich der Anbau hin zur Hydrokultur in künstlichen Substraten aus Sand, Perlit, Steinwolle und Vulkanasche. Letztere Option wurde bereits in den schwimmenden Gärten der Azteken eingesetzt. Earthstone Inc. (USA) bieten inzwischen recyceltes Glas an, das mit CO2 versetzt und in Glasschaum umgewandelt wird.

c26_greenhouses02

Charlie Paton, ein britischer Designer ohne Erfahrung in der Landwirtschaft, beobachtete bei seinen häufigen Reisen nach Marokko einen kargen Boden mit dem Atlantik auf einer Seite und einer großen Wüste auf der anderen. Er verkaufte seine Beleuchtungsfirma und verschrieb sein Leben der Entwicklung und Implementierung einer simplen und kosteneffektiven Methode zum Anbau von Nahrungsmitteln in der Wüste durch Einsatz des reichlich vorhandenen Salzwassers. Das Meerwasser verdunstet, um innerhalb der Gewächshäuser ein kühles und feuchtes Klima zu schaffen. Ein Teil des verdunsteten Meerwassers kondensiert wiederum als Frischwasser zur Bewässerung der Pflanzen. Die trockene Wüstenluft, die ins Treibhaus eindringt, wird gekühlt und durch Meerwasser befeuchtet, das über den ersten Verdunster rieselt. Beim Verlassen des Anzuchtbereichs passiert die Luft den zweiten Verdunster, über den Meerwasser fließt. Dieses Wasser wurde in einem Rohrnetz durch die Sonne erhitzt, das die Luft heiß und feucht macht. Sobald die heiße und feuchte Luft auf die kalte Oberfläche trifft, kondensiert frisches Wasser.

Das kühle und feuchte Klima im Treibhaus ermöglicht den Pflanzen, mit wenig Wasser zu wachsen. Wenn die Pflanzen nicht durch starke Verdunstung gestresst werden, steigen Ernte und Qualität. Die Betriebskosten liegen bei einem Bruchteil der materiellen, finanziellen und ökologischen Kosten, die für herkömmliche Treibhäuser nötig sind. Hier bietet sich eine Einkommensquelle in Küstengebieten auf der ganzen Welt, die derzeit von Umkehrosmose abhängig sind, um Trinkwasser für den Eigengebrauch oder die Landwirtschaft zur Verfügung zu haben. Das System funktioniert auch gut in Kombination mit energieerzeugender Infrastruktur, insbesondere dort, wo Wärmeableitung nötig ist, wie im Fall von konzentrierten Solaranlagen. Dort wird die Abwärme für die Frischwassergewinnung genutzt. Diese Innovation verbraucht kein Frischwasser, stattdessen produziert sie Trinkwasser. Ein schönes Beispiel für das Prinzip der Blue Economy: Nutze, was Du hast; entwickle etwas aus der Knappheit hin zum Überfluss.

Erster Umsatz

Charlie gründete daraufhin die Seawater Greenhouse Co. Ltd. Und investierte privat über 15 Jahre hinweg in drei Pilotprojekte, um die Funktion des Konzepts zu beweisen: 1992 in Teneriffa, (Kanarische Inseln); 2000 auf der Insel Al-Aryam, in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate), und 2004 in Zusammenarbeit mit der Sultan Qaboos University nahe Muskat (Oman). Er nutzte lediglich die Winde vom Meer, Ventilatoren und herkömmliche Verdunster, um Meerwasser in Frischwasser umzuwandeln und dabei eine feuchte Umgebung zu schaffen, in der fast jede Pflanze wachsen kann.

c26_greenhouses03

Ende 2009 erhielt Seawater Greenhouse eine Neukapitalisierung durch private Investoren und unterschrieb ein erstes kommerzielles Projekt in South Augusta, Australien.

Die Chance

Das Potential des Landbaus mit einfachen Mitteln wie Nährstoffen, Sonne und Meerwasser ist enorm. Inzwischen ist die Durchführbarkeit des Anbaus von Salat, Tomaten, einer Vielzahl von Früchten, Gemüse, Kräutern und Zierblumen und sogar die Produktion von hochwertigem Salz in der Wüste bewiesen. Dieses lukrative Geschäftsmodell schafft mehrere Einkommensquellen durch einen simplen Prozess, der den Wasserkreislauf nachahmt, in dem Meerwasser durch die Sonne erhitzt wird, zu Wolken kondensiert und als Regen, Nebel oder Tau auf die Erde zurückkehrt. Dies stellt eine riesige Plattform für Unternehmer auf der ganzen Welt dar.

c26_greenhouses04

Hier besteht die Möglichkeit, dies in allen Teilen der Welt zum Haupt-Produktionssystem zu erheben, da die Wasserkreisläufe ohne Beschränkung in allen Klimazonen nachgeahmt werden können. Anstelle des bloßen Einsatzes von Salzwasser können geringe Modifikationen derselben Technologie den Gebrauch von verunreinigtem Wasser ermöglichen, da die Reinigung im Verdunstungs- und Kondensationskreislauf durch Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede gesichert wäre. Wenn man dies mit der Wirbeltechnologie von Curt Hallberg und seinem Team von Watreco (Schweden) kombiniert (siehe Beispiel 1 dieser Reihe), wird verständlich, wie die voraussagbaren Gesetze der Physik unsere Gesellschaft aus dem Hunger heraus in den Überfluss führen kann, indem nutzloses Land genutzt und soziale und ökologische Entwicklung rentabel wird.

Bilder: StockXCHNG