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Möbel aus Pappe

Was beim Geschenke auspacken in der Weihnachtszeit zuhauf übrigbleibt, ist der Verpackungsmüll. Da Verpackungsmaterial sehr billig ist, sind die meisten Produkte in mehrere Lagen Plastik, Papier und Pappe eingewickelt. Diese Müllberge werden normalerweise sofort weggeschmissen, nachdem die Produkte ausgepackt worden sind.
Doch Papierproduktion ist besonders zerstörerisch für die Umwelt. Um die 40% aller gefällten Bäume werden zu Papier verarbeitet. Recyclingraten sind immer noch recht gering, besonders in den USA, wo jährlich 26 Millionen Tonnen Papiermüll auf den Müllhalden landen1.
Allerdings gibt es Möglichkeiten, Papierprodukte wie Pappe wiederzuverwerten Zum Beispiel, indem man Möbel aus ihnen macht.

Normalerweise ist Pappe eine Einweg-Material. Andererseits ist es auch möglich, stabile und langlebige Produkte daraus zu produzieren. Pappe ist eine billige, leichte und langlebige Alternative zu anderen Materialien wie Plastik oder Holz. Es wird aus recyceltem Papier hergestellt und kann wiederum komplett recycelt werden.
Von Tischen bis zu Regalen kann fast jedes Möbelstück aus Pappe gemacht werden. Zahlreiche kleine start-up Unternehmen liefern zugeschnittene Pappstücke zusammen mit einer einfachen Bauanleitung. Die Kunden müssen die Stücken nur noch zusammenstecken oder wieder auseinanderbauen, wenn das Möbelstück bewegt werden muss. Es ist überraschend, wie viel Gewicht ein aufgebautes Möbelstück aus Pappe tragen kann. Für Möbel, die langlebig sein sollen, können dickere Stücke Pappe benutzt werden, oder einige dünnere Stücke können zusammengeklebt werden.

Die Idee, Möbel au Pappe herzustellen ist nicht ganz neu. 1972 erfand Frank Ghery den „wiggle chair“, einen Schaukelstuhl, den es noch heute zu kaufen gibt und der seinen Weg in einige Museen gefunden hat. Früher waren Pappmöbel meist die Arbeit von Künstlern und Designern, heute gibt es aber auch zahlreiche kleine start-up Unternehmen und do-it-yourelf Projekte.
Der Jungunternehmer Zachary Rothholz aus den USA gründete seine Firma, die Pappmöbel herstellt, mit einer Kickstarter-Kampagne. Chairigami Möbel sind nicht dazu gedacht, sehr lange zu halten. Sie sollen stattdessen in Situationen genutzt werden, wo Möbel ständig bewegt werden müssen, wie in Universitäten der bei zeitlich begrenzten Veranstaltungen. Das Ziel ist es, dass weniger Plastik- oder Holzmöbel gekauft werden, die nur für eine kurze Zeit verwendet und dann entsorgt werden. Sie sind ideal für Studenten, die oft nur eine kurze zeit an einem bestimmten Ort bleiben.
Rotholz‘ Ideen sind fast alle open-source und auf seiner Website kann jeder Verbesserungsvorschläge für Regale, Sofas und Stühle machen.

Die deutsche Firma uocu produziert modulare Regale, die vom Kunden je nach seinen individuellen Bedürfnissen angepasst werden können. So werden nur die Teile geliefert, die der Kunde auch wirklich braucht.

Es ist auch möglich, Pappmöbel selbst herzustellen. Es gibt zahlreiche DIY-Projekte online, die erklären, wie man seinen eigenen Stuhl oder Tisch baut. Auf foldschool.com kann man lernen, wie man Kindermöbel aus Pappe baut. Hunderte Youtube-Tutorials zeigen auf, wie man den Müll der Weihnachtszeit zu originellen und Nachhaltigen Möbelstücken transformiert.

Ein neun Jahre alter Junge aus den USA hat eine andere Methode erfunden, Pappe zu recyceln. Er hat die Kartons, die in dem Laden seines Vaters übriggeblieben sind gesammelt und eine kleine Spielhalle daraus gebaut. Caine’s Arcade ist weltberühmt geworden; heute gibt es sogar eine Stiftung mit Caines Namen, die kreativ begabte Kinder fördert. Ähnlich erstaunlich ist die Geschichte von Izhar Gafni, der ein voll-funktionierendes Fahrrad aus Pappe gebaut hat.

 

Weitere Informationen unter:

  • http://www.foldschool.com/
  • http://www.uocu.de/
  • http://cardboardchallenge.com
  • http://www.chairigami.com/

1http://www.forestethics.org/paper-the-facts

Bildnachweis: Jonathan Choe

(https://www.flickr.com/photos/crazyegg95/248190666/in/photolist-nW3rq-5hMT3-feBJzh-7z6dX6-pvhdof-sMmTR-6xtRHf-528LuX-7n1uHJ-6FoysA-brRYRi-7mvz9c-aUePwF-5EYwk7-echevk-5EYA5Y-4AAoRX-38BeFX-q6bx6x-4rr4WT-5EYxYs-5EYAD7-fDqBr7-9Thmx-5EUfz8-6HLr5W-58f9de-5EUgax-5EUeEg-755nnx-fD92Mx-2W6sz-8iGdYY-oWqc2B-7cX4yv-g34x4-7vEh7-8KxdL5-5oZ52e-7DpX2X-JMVta-5YR9gt-69kias-69kiTJ-69kiDJ-4C6B74-bwb7gp-gq9R6Q-6H2Uon-r7QgW)

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Blumentopfheizung

1. Hintergrund

 

Anfang Dezember und es wird immer kälter. Selbst mit den dicksten Wollpulovern friert man in der eigenen Wohnung und durch steigenden Energiepreisen steigt auch die Abneigung gegen das Einschalten der Heizung. Tatsächlich hat die deutsche Verbraucherzentrale geschätzt das die deutsche Durchschnittsfamilie in 2013 rund € 5100 für Benzin, Strom und Heizung ausgeben musste, was einen Anstieg von 34 % seit 2008 ausmacht1. Die Durchschnittskosten um eine 70 Quadratmeter große Wohnung zu Heizen lag in 2013 zwischen € 970 und € 1052 2. Verglichen mit den Kosten die man für die gleiche Wohnung in 2011 zahlen musste, haben sich die verschiedenen Wärmeenergieträger verteuert: um + 7,7 % für Gas, + 11,2 % für Öl und + 9,6 % für Fernwärme. Aus diesen Zahlen ist auch ersichtlich das die Heizkosten entscheidend von der Energietragenden Ressource abhängen. So müssen Haushalte die mit Öl heizen etwa 20 % mehr ausgeben als jene deren Heizenergieträger Gas ist3. Mit der stetigen Verknappung fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Öl, steigt der Preis für Energie jährlich weiter an.

Dies erhöht nicht nur den Kostendruck für Hausbesitzer und Mieter, sondern kann zusätzlich eine Beeinträchtigung der Gesundheit mit sich bringen. Insbesondere in England ist der Begriff fuel poverty (Treibstoff Armut) bekannt und tritt jedes Jahr zur kalten Jahreszeit medial auf. Menschen die einfach nicht in der Lage sind ihre Nebenkosten zu zahlen, wird Ihnen Strom und Heizung einfach abgestellt, ein Umstand der sich insbesondere im Winter negativ auf die Gesundheit dieser Menschen auswirkt4.

 

Allerdings gibt es auch andere Komponenten welche sich auf die Heizkosten eines Haushaltes auswirken. Am wichtigsten natürlich die Eigenschaften der Isolierung. Je mehr Wärme im Haus bzw. in den Wänden gespeichert werden kann um so geringer wird auch die Heizkostenabrechnung sein. Mit einem fundierten Verständnis über die Materialien und Investitionen in die Isolierung eines Hauses lässt sich den steigenden Energiekosten entgegenwirken und sogar der ein oder andere Cent sparen.

 

2. Möglichkeit

 

Wichtiger Bestandteil vom einsparen von Energie ist es die Materialien für die Isolierung zu verstehen. Die wichtigsten Eigenschaften welche diese erfüllen muss sind zum einen die warmen Innenräume von der kalten Luft von außen (oder andersherum) zu schützen, Wärme in den Wänden zu speichern und gleichzeitig Atmungsaktiv zu sein um eine Schimmelbildung zu verhindern. Ton ist eine der ältesten Baumaterialien und hat all diese Eigenschaften. Zusätzlich ist er problemlos Verfügbar, günstig und ein vollständig natürliches Produkt. Er kann zu Backsteinen gebrannt oder als Putz genutzt werden. Im Gegensatz zu Betonsteinen haben Tonsteine eine geringer Wärmeleitfähigkeit und somit eine bessere Speicherwirkung5. Darüber hinaus sind Häuser die aus Tonsteinen gebaut werden beständiger und geben ein besseres Raumklima ab6. Traditioneller Putz aus Ton und Faserigen Materialien (z.B. Stroh) kombinieren thermische Vorteile mit Atmungsaktivität und sind somit eine effiziente und günstige Alternative zu jenen die auf Zement basieren.

Für die Konstruktion neuer Gebäude lohnt es sich also sich über die Vorteile von Ton als Baustoff bewusst zu sein und ihn in Erwägung zu ziehen. Um die fantastische Wärmehaltungskapazität zu veranschaulichen haben wir auch diese Woche wieder ein schönes Do-it-Yourself Projekt. Die Blumentopfheizung.

 

3. Do-it-Yourself – Blumentopfheizung

 

Es gibt ein paar generelle Vorteile der Blumentopfheizung zu denen insbesondere das Einsparen von Energie und Treibstoff und somit sogar des ein oder anderen Cents zählt. Sie bietet eine Möglichkeit Energie zu erzeugen ohne an ein Versorgungsnetz angeschlossen zu sein, und benötigt dank der Wärme speichernden Eigenschaften des Tons nur eine kleine Energiequelle. In Kombination mit der Einfachheit und Größe ist die Blumentopfheizung eine schöne alternative Wärmequelle. Wenn auch nicht zum Heizen eines ganzen Hauses geeignet, so kann sie zumindest bei allen möglichen Outdooraktivitäten ein wenig wärme spenden: zum Beispiel beim Campen, im Winter auf der Terrasse oder in einer kleinen Gartenhütte.

Neben dem Heizaspekt kann die Blumentopfheizung auch dazu genutzt werden um Tee warm zu halten, oder aber ähnlich wir die arabische Tajine oder der Römertopf zum kochen genutzt werden.

 

Diese do-it-yourself Projekt verbindet praktisches Arbeiten mit natürlichen Materialien mit der Vermittlung von einfachen physikalischen Gesetze und eignet sich daher hervorragend für Kinder und Jugendliche.

 

Hier ist eine Liste mit den Materialien die benötigt werden.

 

3 x Terrakotta Blumentöpfe (nicht glasiert, verschiedene Größen)

1 x Gewindestange oder Schraube ca. 15 cm lang und 2 cm Durchmesser (abhängig vom Topf)

6 x Muttern passend zum Gewinde

6 x Unterlegscheiben

2 x Teelichter

 

Nun müsst ihr die Teile wie in der Grafik gezeigt zusammenfügen.

Die Muttern und Unterlegscheiben werden als Abstandhalter genutzt und um die Töpfe an der Stange zu befestigen. Steckt die Töpfe ineinander und achtet darauf zwischen den Töpfe einen Abstand von ca. 2-3cm zu haben. Darüber hinaus darf keiner der inneren Töpfe über den Rand des jeweils äußeren herausragen. Zum Schluss dreht ihr das ganze Konstrukt um und stellt es auf einen Wärmebeständigen (möglichst Feuerfesten) Untergrund, stellt die Kerzen drunter und wartet bis es warm wird.

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Für mehr Informationen und Erklärungen könnt ihr euch hier Videos angucken.

Es gibt auch noch weitere Bauanleitungen:

http://www.permaculture.co.uk/readers-solutions/heat-your-room-1-candle-plus-flowerpots-nuts-and-washers

https://h0rusfalke.wordpress.com/2013/12/09/zimmer-heizen-fur-10-cent-am-tag/

https://www.flickr.com/photos/a1930ford/sets/72157643401314065/

ACHTUNG: DIE TÖPFE KÖNNEN SEHR HEIß WERDEN; BITTE MIT VORSICHT BEHANDELN!

 

1http://www.heizspiegel.de/heizspiegel/bundesweiter-heizspiegel/

2http://www.heizspiegel.de/heizspiegel/bundesweiter-heizspiegel/

3http://www.heizspiegel.de/heizspiegel/bundesweiter-heizspiegel/

4http://www.itv.com/news/2014-11-06/tonight-fuel-poverty-and-its-effect-on-our-health/

5http://www.westerngranite.co.za/technical-information-comparison.php

6http://www.property24.com/articles/clay-bricks-offer-many-benefits/13301

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Pflanze deinen eigenen Wald

Das Problem:

Die kontinuierlich ansteigende Nachfrage nach Holz als Baumaterial und Rohstoff zur Papierherstellung hat zu einer drastischen Verringerung der weltweiten Waldflächen geführt. Dabei sind Wälder essentielle Teile des Ökosystems des Planeten. Sie sind äußerst reich an Biodiversität und regulieren das globale Klima und den Wasserkreislauf. Abholzung bringt die Umwelt daher aus ihrer Balance. Sie hat negative Auswirken auf die Landwirtschaft und führt zu verstärkter Bodenersosion. Die Vereinten Nationen schätzen, dass jährlich ca. 13 Millionen Hektar Wald abgeholzt werden. Das ist äquivalent zur Größe Griechenlands. Gleichzeitig werden auch neue Wälder gepflanzt, so dass der Nettoverlust von Waldfläche ca. 89 Millionen Hektar beträgt1. Allerdings ist nicht jede Form der Aufforstung gleichbedeutend mit einem Anstieg an Biodiversität.

Große Nutzholzplantagen sind meist Monokulturen, die der Umwelt eher schaden als sie zu schützen, da sie die Balance des Ökosystems zerstören. Biodiversität ist in diesen Regionen kaum vorhanden, und oft trocknen die Gebiete aus. Ein Beisiel für besonders zerstörerische Pflanzungen sind Eukalyptusplantagen.

Die Lösung:

Der Brasilianische Fotograf Sebastiao Salgado war geschockt als er sehen musste, wie sich seine Heimat während seines Lebens verändert hat. Der ehemals dichte tropische Regenwald (mata atlantica), in dem er aufgewachsen ist, hat sich zu einer Wüste ohne Leben entwickelt.

Salgado gründete die NGO Instituto Terra, mit dem Ziel, den gesamten Wald neu zu pflanzen. Obwohl das wie eine unmögliche Idee klingt, wurden in 15 Jahren über eine Millionen Bäume gepflanzt. Mittlerweile leben wieder Leoparden in der einstigen Wüste. Auf der anderen Seite der Welt, hat der preisgekrönte “forest man of India”, Jadav Payeng, 40 Jahre damit verbracht den Wald auf der Insel Manjuli aufzuforsten. Heute gibt es dort Elefanten, Rhinos und Tiger in dem 550 Hektar großen Wald. Seine Vision ist es die Erosion durch das Pflanzen von immer mehr Bäumen aufzuhalten um somit dem langsamen Verschwinden der Inseln entgegenzuwirken, und gleichzeitig eine Kokosnussindustrie aufzubauen.

Was kannst du tun:

Man muss jedoch nicht gleich in solchen Ausmaßen denken um etwas zu verändern. Der Ingenieur Shubhendu Sharma hat die Firma Afforestt gegründet, die sich darauf fokussiert, mehrstöckige Wälder auf urbanen Brachflächen zu pflanzen. Au einem Parkplatz für nur sechs Autos ist es so möglich, einen sehr biodiversen Wald mit über 300 Bäumen zu pflanzen. Er hat eine Methode entwickelt, mit der man genau bestimmen kann welche Spezies wo gepflanzt werden müssen um ein funktionierendes Ökosystem zu kreieren. Weiterhin stellt die Firma, nach Fernanalysen des Bodens, Pflanzpläne auf.

Zur Düngung können lokal anfallende organische Abfallprodukte wie Sägespäne, Kokosnussschalen oder Laub verwendet werden.

Überall, wo es Brachflächen gibt - einen Hinterhof, Parkplatz oder ungenutzte Steigung - kann ein kleiner Wald wachsen. Bevor man eine Freifläche bepflanzt, muss man natürlich klären, wem diese gehört und eine Erlaubnis einholen. Oft gehören solche innerstädtischen Flächen der Stadt selbst. Es gibt auch Organisationen wir Plant for the Planet, die Bäume gegen Spende pflanzen.

Die einfachste Methode ist, Samenbomben (seedbombs) zu benutzen. Diese kleinen Taschen sind gefüllt mit einem Samenmix und können praktisch überall hingeworfen werden um die urbane Biodiversität zu erhöhen, wenn die richtige Mischung gewählt wird. Solche Aktionen können die , Luft- und Wasserqualität zu verbessern, und in manchen Fällen sogar Lebensmittel zu produzieren.

Man muss nur überprüfen welche Spezies in der Region heimisch sind und eine Mischung zusammenstellen, die Pflanzen mit unterschiedlicher Höhe beinhaltet. So kann man seinen eigenen mehrstöckigen Wald pflanzen und damit seine Stadt grüner und sauberer machen.

Weitere Informationen (auf Englisch):

http://www.institutoterra.org/eng/

https://www.youtube.com/watch?v=HkZDSqyE1do

http://www.afforestt.com/


1 http://www.unep.org/vitalforest/Report/VFG-02-Forest-losses-and-gains.pdf


Bildnachweis: copyright Sole Perez

https://www.flickr.com/photos/103811774@N07/15279291185/in/photolist-oeEwqs-oFjWHf-oRmPv5-pQ5A2X-pBsju9-oJB94a-oeEJMb-pQjPVc-phbmWV-oUYHBK-obxk9T-pqWsPJ-pwTuFa-obxcVU-pwnkcb-pLgF6u-omm63f-op1h4o-ptUgnE-o6RQAT-oV6qGL-pfgvKV-ofmLJt-pPW9g7-p19FyH-pRZcYE-pmyPva-oTy6Su-oZodcC-ooujSP-pDd3n5-q3QfyR-q1NsMu-pVVTbz-pL4zz1-p8AD5F-oQqdKL-oxHBC7-p5pamR-pmEGk6-oUC5JJ-pp3p4i-oQq9Kk-pEhUQA-pdhWFc-oNPLKc-pgTKSn-pg8mMn-p11avM-p3nRxx


Occupy Emissions Trading

The Problem:

Man-made greenhouse gas emissions which originate from all forms of industrial production processes are the major cause for climate change. In order to mitigate climate change, the European Union developed the European Emissions Trading Scheme – in short ETS. This was the response to the obligations the Kyoto protocol established for the industrialized state parties to reduce the emissions from their industry. The ETS is basically a marketplace where the biggest emitters can trade emission permits, depending on how much they emit. One permit allows the owner to emit one ton of CO2. Initially, the permits where distributed to the companies according to their history of emissions; since 2012, however, a large amount of the permits is auctioned. Once a firm own a permit, it can trade it with other firms. In this way, it is sought to set incentives to reduce emissions and earn additional income instead.

The problem with this well-intended plan is that it is very difficult to establish the ideal amount of permits to be put on the market. Indeed, this is a very complicated calculation, based on the analysis of prospective economic growth, output and energy consumption in the next trading period (usually 5 years). When the economic crisis struck, the emissions trading scheme began to fail, as the price of the permit fell to almost zero, as the economy slowed own and produced less. Therefore, one could again pollute the atmosphere for free, as it was the case before the Kyoto protocol went into force. The problem lies within the core of the system: the thresholds are set by the government, which have understandably a strong incentive to promote economic growth. Lobbyism of the big polluters further increases the amount of initially allocated permits on the market.

To summarize: the ETS has failed. One ton of CO2 costs just above 4,50 Euros on average, which is definitely now strong incentive for firms to cut emissions. By the end of 2013, the surplus permits rose to over 2 billion tons of carbon dioxide.

What is done:

As a response to the failing of the ETS, the British NGO Sandbag developed and realized a plan to change the system from within. The emissions trading takes place according to a free market approach. Therefore, everybody can basically take place in the trading of emissions.

However, in order to be able to trade on the emissions market, one needs to obtain a special license from the exchange place.

Sandbag did exactly this. And now, the organization is collection money in a form of crowd-funding and then buys emission permits at the official marketplace. However, instead of using or trading the permits, Sandbag destroys them. In this way, the organization attempts at reducing the overall amount of permits on the markets and as a result increase the price per permit. That means that everybody can reduce the amount of carbon dioxide released into the atmosphere by a couple of tons with just a few Euros.

Now imagine, what disturbance a Europe-wide action could cause on the emissions trading market!

Many companies have actually benefited from the ETS, as the initial allocation of was wrongly calculated. These “carbon fat-cats” where given too many permits in the first place and could therefore emit millions of tons of carbon dioxide for free. Now it’s time to challenge the system with its own weapons.

Further links:

http://www.sandbag.org.uk/

http://ec.europa.eu/clima/policies/ets/reform/index_en.htm

http://carbonmarketwatch.org/category/additionality-and-baselines/aau-surplus/

Picture with courtesy of Aniroudh Koul

https://www.flickr.com/photos/pjgrillo/14334983842/in/photolist-6hj2a7-eXYqej-4o6Lua-6RCHzK-mHgAHq-kSnMeh-4WL2Hk-jcqUQV-6JZ6Wu-nQJxgQ-875HzE-tRDsh-oPx831-eKL3s6-bNUNek-3BnbW-biJMrR-kQkdHS-dYYd3U-71nci7-h2F5w8-57ef3k-j3u2AQ-7BSGeq-8pRkBi-dfPrTG-hmioW3-4Mip5R-f629QN-4z3U8S-5YwTAf-h1Dxw1-pfgB4D-pVAiLx-fqY1v2-6bsLT5-8eM5iu-fiXc3s-5NtMPR-PQz3r-4xtmPE-7qjbA-ajg79B-fV5PgE-avuCBg-j7R6vY-CWJsP-5fPLMN-ieAxi4-5SQ5r8/

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Share your Seeds - a Solution to Biodiversity Loss

The Problem:

In 2009, Johan Rockström, the executive director of the Stockholm Resilience Centre, together with a group of experts identified a set of 9 planetary boundaries within which humanity can continue to develop and thrive for the generations to come, including amongst others climate change, ocean acidification and biodiversity loss. Biodiversity loss especially poses a global threat: 75% of agricultural diversity disappeared since the beginning of the 20th century. One of the reason for this is the development of monoculture and the loss of genetic diversity. But genetic diversity is crucial, without it seeds cannot resist to changing weather conditions and parasites. The lack of crops biodiversity can also lead to food security problems.

With the development of biotechnologies, intellectual property right over seeds came into being, in order to pay for the investments made in research and development.

First of all, to understand this issue it is important to understand the differences between three types of seeds.
The Heirloom seeds can be tracked in the past. They reproduce naturally through pollination, without any brutal modification. They are exactly the same plants that their parent plant. These varieties can be reproduced and preserved season after season in a natural way.

The hybrid seeds are created artificially, they have been « bred » and grown specifically to aid in their production and resistance to disease. They are made by breeding two different plants together to get a third variety. These hybrids only produce non fertile seeds.

Then the CMS (cytoplasm male sterility seeds) hybrids are even less fertile: they do not produce pollen, and so are unable to reproduce themselves. This has the same effect than a patent providing totally the reproduction of a species.

Because of the hybrid varieties small farmers who produce hybrids varieties are at the mercy of big companies, because it is forbidden to keep the seeds in order to cultivate them the following year, they have to buy new ones every season. The agribusiness has a monopoly of the seeds: 58% of the global market of seed varieties are patented and belong to the 4 leaders in the industry.

It is also important to say that the hybrid variety usually need more pesticides and fertilizers than the Heirloom, those products being sold by the same companies providing the hybrids.

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What is done ?

The open source seed initiative (OSSI) is a community on the campus of the university of Wisconsin. Their starting point is the idea that genetic resources and seeds should be protected commons, free for humanity to use in any way it sees fit. The community developed a « free seed » pledge, that is printed on every seed packet they exchange or send to other people. This pledge states that the seeds contained in the packet can be « freely used, sold, bred and shared, and cannot be legally restricted in any case ». This way they want to make sure that at least, the genes in some seeds can never be locked away from use by intellectual property rights. This initiative was taken in response to the increased patenting of seeds worldwide, and was inspired by the open-source software movement.

Another great initiative takes place in France, at La Bourdaisière. There you can find the tomato conservatory where 650 different varieties of tomatoes are cultivated. The founder of this garden, Louis Albert de Broglie wanted to allow the public to watch, learn and understand the importance of biodiversity and to pass those varieties to the future generations. A yearly festival is also organised, where people can visit the gardens.

What can you do ?

The Hawaiian initiative “Eating in public” allows everyone to build a sharing seed station. They provide free plans of the stations, then you just have to put seed in used envelops repurposed into seed-packets, to put a stamp on the envelop, to write down the name of the seeds and any additional notes, to staple the envelop and it is ready to be shared.

The stations they provide on the island of Hawaii are entirely build with scraps and repurposed materials. They are launched with a starter kit of recycled envelops, stamp, staple and 50 seeds packets. Then it requires almost no-maintenance, people just need to replace the envelops, sharpen the pencils and send photos of the stations to “Eat in Public”.

The initiative provides stations for free in Hawaii, but for people outside of the island “Eat in Public” offers DIYs: the plans of the stations can be downloaded freely from their website.
The stations are designed to be placed on locations with lots of traffic and used by diverse populations. The favoured spots are amongst other: community centres, libraries, churches, coffee shops and so on.

To go further: useful Links:

Bildnachweis:

World Bank Photo Collection: https://www.flickr.com/photos/worldbank/14982575134/

UPRISE - The Growth of Blue Economy®

UPRISE - Wachstum der Blue Economy®

In der ersten Septemberwoche startete die Blue Economy Solutions GmbH ihr neuestes UPRISE-Projekt in Deutschland.

Blue Economy in der Consulting Welt

Während der letzten zweieinhalb Jahre hat Blue Economy® 99 Beispiele veröffentlicht, wie Unternehmen anders gestaltet werden können, mehr aus dem schaffen, was lokal verfügbar ist und mehrere Ertragsströme generieren, die letzten Endes Lösungen hervorbringen, die nicht nur „besser“ sind (in punkto Umwelt und Qualität) sondern auch noch „billiger“ (d.h. die konventionelle Produkte im Wettbewerb übertreffen können).

Jedes Beispiel hat Einblicke in einen bestimmten Bereich, eine Industrie oder eine Herausforderung geboten und aufgezeigt, wie „blaue“ Lösungsansätze wirken sowie eine neue Perspektive auf zahlreiche Chancen geboten. Durch systemische Entwicklung können Lösungen zu unerwarteten und überraschenden neuen Industrien führen und Ressourcen von einem Unternehmen in ein anderes weiterleiten.

Mehrere große Unternehmensberatungen haben weltweit die Notwendigkeit erkannt, ihre Standardmodelle der Schrumpfung und Kostensenkung zu überdenken. Die offensichtlichen Vorteile, die in der Nutzung von weniger Ressourcen und der Schaffung neuer Produkte aus „Abfällen“ liegen, haben zur Publikation eines Berichts über „Kreislaufwirtschaft“ durch McKinsey im Auftrag der Ellen McArthur-Stiftung geführt. Dieser stellt den Wandel im Konsum (hin zur Nutzung) dar, wie er schon jetzt sichtbar wird, zeigt, wie minimalisierte ökologische Fußabdrücke und Langlebigkeit Unternehmen nützen können und wie Stoffströme in verschie-denen Industrien immer weiter genutzt werden können, bevor sie wieder ins Ökosystem gelangen. Mehrere Beispiele beweisen, wie sogar große Firmen erste – wenn auch kleine – Schritte auf diesem Weg gehen.

Auf Regierungsebene hat Deutschland einen Schritt in die richtige Richtung getan, als im Oktober 2011 das „Kreislaufwirtschaftsgesetz“ veröffentlicht wurde, das sich auf Abfallmanagement nach dem Ideal geschlos-sener Kreisläufe konzentriert, wobei sämtliche Materialein- und -ausgänge als Ressource weitergenutzt wer-den. Einige hervorragende Beispiele wie eine geschlossene Müllhalde, die heute als Kraftwerk fungiert (Wind, Photovoltaik und Biogas), zeigen den Weg. Die Vorteile dieser Gesetzgebung für die Abfallwirtschaft allein sind bedeutend: die Unternehmensberatung Roland Berger veröffentlichte am 9.9.2012 eine Studie, derzufolge ein Wachstum von 9 Milliarden Euro bis 2025 allein in diesem Bereich für Deutschland zu erwarten ist.

Neueste Projekte in Deutschland

Um der Blue Economy® zu ermöglichen, sich auszuweiten, Nachahmer in anderen Ländern und Kontinenten zu finden und „blaue“ Geschäftsmodelle in Firmen zu initiieren, werden Experten mit fundierten Kenntnissen der „blauen“ Prinzipien und Erfahrungen im Aufbau ‚blauer‘ Unternehmen gebraucht. Im Frühjahr 2011 wurde die Blue Economy® Solutions GmbH zu eben diesem Zweck gegründet. Wir wirken als Coaches und als Goldgräber, hören erst zu, zeigen dann die identifizierten Chancen auf, entwickeln gemeinsam Lösungen und unterstützen dann bei der Umsetzung – und stellen sicher, dass die Projekte im Vollbesitz der Kunden bleiben. Diesen Prozess nennen wir UPRISE: „Utilizing Potential, Realizing Innovations, Stimulating Entrepreneurship“ (Potentiale nutzen, Innovationen umsetzen, Unternehmertum stärken).

Erst Anfang September 2012 hat Blue Economy® einen UPRISE-Prozess in einem kleinen Dorf westlich von Hamburg gestartet. In den Jahren 2010 und 2011 haben die 1.400 Einwohner einen intensiven Dorferneuerungsprozess unternommen, der sie in ihrer Eigeninitiative und Tatkraft bei der Lösung von Herausforderungen bestärkte. Nun liefert Blue Economy® Projekte und Ideen dazu, wie die immensen lokalen Ressourcen und das reiche Kulturerbe in Kombination mit dem beeindruckenden Unternehmergeist genutzt werden können, um die Wirtschaft anzukurbeln und Oberndorf in ein Musterbeispiel für Deutschland zu verwandeln. Interessanterweise war es eine Gruppe unabhängiger Dorfbewohner, die Blue Economy® Solutions unter Vertrag genommen haben, da die Gemeinde mit stark eingeschränktem Budget arbeiten muss.

Die ersten Resultate werden gegen Ende des Jahres sichtbar, für einige der aufgezeigten Möglichkeiten haben sich bereits Teams gefunden, die es kaum erwarten können, zu beginnen. Für den Erfolg aller Projekte ist die Gesamtvision entscheidend, wie Oberndorf in ein bis zwei Jahrzehnten aussehen soll. Dies schließt die Unterstützung aller Interessengruppen ein, auch oder besonders in einer so kleinen Gemeinde. Bis dato haben Lehrer, Landwirte, Handwerker, Gärtner, Politiker, Arbeitgeber, Grundstücksbesitzer und Energielieferanten ihr großes Interesse am Projekt erklärt, und von Seiten des Blue Economy®-Netzwerks freuen sich Wissenschaftler und Experten darauf, ihren Teil zu den Gründungsplanungen beizutragen und die Teams in der Anfangsphase der Umsetzung zu beraten und zu unterstützen.

Erweiterung des „blauen“ Beratungsnetzwerks

Um die Denkansätze und die Beratungsdienste der Blue Economy® weiter auszubauen, haben wir begonnen, Partnerschaften mit ähnlich gesinnten Unternehmen in mehreren Ländern zu schließen. Momentan laufen Gespräche über eine Zusammenarbeit mit Firmen in Italien, Frankreich und den Niederlanden. Unsere Partner beabsichtigen, UPRISE-Projekte als Teil ihres Portfolios an Dienstleistungen unter der Marke Blue Economy® zu vermarkten und so den Namen bekannter zu machen und das Bewusstsein bei Unternehmen und in der Politik zu stärken.

Der offizielle Start dieses „blauen“ Beratungsnetzwerks wird im Jahr 2013 auf dem Blue Economy Summit stattfinden und ein Training für Fachleute und Geschäftspersonen einschließen. Der Summit bietet eine ideale Möglichkeit, mit vielen Innovatoren zusammenzutreffen und sich über die bereits umgesetzten Projekte zu informieren. Wir glauben an die Kraft der Zusammenarbeit und an die Vorteile, die daraus für alle Beteiligten erwachsen. Dieses Netzwerk kann zur Plattform für das Wachstum, die Reichweite und Relevanz der Blue Economy® werden. So werden Verhaltensmuster geändert, wie Geschäfte zum Vorteil aller Bewohner unserer Erde gemacht werden können.

Gehen wir gemeinsam diesen Weg!

Die Veröffentlichung und Verbreitung dieses Artikels, einschließlich aller Übersetzungen, bedarf einer schriftlichen Genehmigung. Bitte wenden Sie sich an [email protected]. Alle Rechte vorbehalten.
© Blue Economy Solutions GmbH

 

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Stone Paper – The environmentally friendly paper of the future?

StonePaper – Das umweltfreundliche Papier der Zukunft?

Von Herstellern wird Steinpapier/StonePaper als besonders nachhaltig gepriesen. Doch würde man Papier dadurch ersetzen, würde die weltweite Plastikproduktion um bis zu zwei Dritteln erhöht!

Seit einigen Jahren vermarkten große Schreibwarenfirmen wie Oxford oder Moleskine die Idee, klassisches Papier durch sogenanntes Steinpapier zu ersetzen. Im Gegensatz zu gewöhnlichem Paper besteht Steinpapier nicht aus Holz, sondern aus pulverisiertem Kalkstein und Kunststoff. Die Firmen rücken bei der Vermarktung die Umweltfreundlichkeit und Ressourceneffizienz dieses neuen Produktes in den Vordergrund. Da weder Holz noch Wasser zur Herstellung benötigt werden, wird dieses „Papier der Zukunft“ als „super-ökologisch“ angepriesen.

Doch was steckt wirklich hinter Steinpapier? Da momentan ungefähr ein Fünftel aller gefällten Bäume zur Papierherstellung verwendet werden, könnte eine solche Innovation tatsächlich ein großes Potential zur Reduzierung der weltweiten Abholzung bergen.

Steinpapier besteht zu 60-80% aus Kalziumkarbonat, also pulverisiertem Kalkstein oder Marmor. Dieser Rohstoff wird schon seit langem in der Papierherstellung verwendet, zum Beispiel als Ummantelung von normalem Papier um es weißer und glatter zu machen. Kalziumkarbonat fällt als Nebenprodukt in Kalksteinbrüchen an und wird normalerweise als Abfallprodukt behandelt. Als Bindemittel wird Polyethylen-Harz verwendet; ein weitverbreiteter Kunststoff, der auch in Plastiktüten und Milchverpackungen zur Anwendung kommt.

Tatsächlich wird bei der Produktion von Steinpapier nur halb so viel Energie benötigt wie bei der Herstellung von gewöhnlichem Papier. Weiterhin werden weder Bleichmittel noch Säuren verwendet. Diese ökologischen Vorteile haben dem Produkt in den letzten Jahren einige Aufmerksamkeit beschert. Auch das Produkt an sich hat einige beachtliche Eigenschaften. So ist es reiß- und wasserfest, ohne dass ein Ölfilm aufgetragen werden muss wie bei herkömmlichem Papier.

Allerdings bringt Steinpapier auch einige Nachteile mit sich, die die Ökobilanz kritischer aussehen lassen, als sie auf den ersten Blick erscheint. So zersetzt sich der Steinbestandteil des Papiers nach 14 bis 18 Monaten wenn es konstant dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Übrig bleiben dann Plastikpartikel, die nicht in den Wiederverwertungskreislauf eingespeist werden und auch nicht kompostierbar sind. Das Recyclingpotential von Steinpapier ist im Allgemeinen ein umstrittenes Thema. Während die Produzenten reklamieren, dass Steinpapier in zahlreichen Bereichen, zum Beispiel im Bausektor, wiederverwertet werden kann, gibt es auch kritische Stimmen, die betonen, dass die Plastik- und Steinpartikel während des Recyclings ausgewaschen werden und ins Abwasser gelangen. Eine zusätzliche Plastikbelastung der Flüsse und Meere ist sicher das Letzte, was aus Umweltsicht wünschenswert wäre. Solange das Steinpapier nicht dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt wird, ist es überhaupt nicht zersetzbar.

Ein aufschlussreiches Gedankenspiel: weltweit wurden im Jahr 2011 etwa 403 Mio. Tonnen Papier produziert und verbraucht – Tendenz steigend. Würde man dieses Papier gänzlich durch Steinpapier ersetzen, und den günstigen Fall von 20% PE-Anteil annehmen, wären das 81 Mio. Tonnen Plastik – dabei werden bislang jährlich ’nur‘ 250 Mio. Tonnen Kunststoffe aus Erdöl hergestellt. Man müsste also weltweit zwischen einem und zwei Drittel mehr Plastik herstellen als bisher, um Papier durch Steinpapier zu ersetzen. Nehmen wir an, man würde versuchen, dieses PE durch Bioplastik auszutauschen. Dann müsste die heutige Bioplastikproduktion um einen Faktor 14 gesteigert werden – also um 1.400 Prozent! Bioplastik wird zu 80% auf Stärkebasis produziert – schaut man sich an, wie allein beim Stärkelieferanten Mais aufgrund der hohen Nachfrage für Biogasanlagen in vielen Teilen der Welt die Pachtpreise für Agrarflächen in die Höhe getrieben wurden, erscheint dies kein Effekt, der noch verstärkt werden sollte.

Im Endeffekt wird bei der Herstellung von Steinpapier anstatt einem nachwachsenden Rohstoff nicht-zersetzbares Plastik verwendet. Da dieses Produkt bisher nur wenig verbreitet ist, gibt es auch keine verlässlichen Angaben darüber, inwieweit es wiederverwertet wird – zumal der Aufbau geschlossener Recyclingketten für ein einziges Produkt nahezu unmöglich sein dürfte.

Aus Sicht der Blue Economy müssen Produkte kompromisslos nachhaltig sein und systemische Kollateralschäden (ob für Umwelt, Wirtschaft oder Menschen) so weit wie möglich ausschließen. Das heißt in diesem Fall, eine mögliche Belastung von Gewässern mit PE-Partikeln hinzunehmen ist schlicht nicht akzeptabel. Dass eine Entsorgung durch Verbrennung ohne größere Umweltbelastungen möglich ist, ist der Blue Economy nicht gut genug. ‚Blaue‘ Produkte haben schließlich eine lange Haltbarkeit und lassen sich am Ende ihrer Lebensdauer in anderer Form weiter verwerten – also wie in einem Ökosystem kaskadieren.

Blue Economy versucht, Wertschöpfungsketten zu schaffen, bei denen der Kuchen größer wird, also auch mehr Arbeitsplätze entstehen. Wenn die reguläre Papierproduktion durch Steinpapier ersetzt würde, werden lediglich Arbeitsplätze der einen Fabrik durch solche der anderen ersetzt. Angenommen nicht erdölbasiertes Plastik sondern Bioplastik ‚aus der Region‘ käme zum Einsatz, so würden die Stärkepflanzen unweigerlich in Konkurrenz zu der Produktion von Lebensmitteln treten – und das, obwohl die weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen ohnehin abnehmen.

Also was dann, wenn nicht Steinpapier – wo doch die Ökobilanz von holzbasiertem Papier auch nicht berauschend ist? Die aus Sicht der Blue Economy wünschenswerte Lösung wären echte Bioraffinerien, um biologische Abfallstoffe vollständig systemisch, nachhaltig, sozialverträglich und wirtschaftlich nutzen zu können. Doch trotz zahlreicher vielversprechender Ansätze ist eine industrielle Anwendung hier noch nicht erprobt. Solange Bioraffinerien noch im Pilotstatus ihre Prozesse verbessern, bleibt die Empfehlung, auf ungebleichtes Recyclingpapier zurückzugreifen.

Autoren: Markus Haastert, Anne-Kathrin Kuhlemann
© 2014 Blue Economy Solutions GmbH

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Blue Economy Hosts Innovative Project Week on Sustainability

Blue Economy veranstaltet innovative Projektwoche

Neuartige, übertragbare und fächerübergreifende Projektwoche mit dem Thema „Energieautarkes Klassenzimmer“ an Berliner Schule

Ende September 2012 führte die gemeinnützige Organisation ZERAP im Rahmen ihrer Kampagne „Blue Economy®“ eine neuartige, übertragbare und fächerübergreifende Projektwoche mit dem Thema „Energieautarkes Klassenzimmer“ an der Evangelischen Schule Berlin Zentrum (ESBZ) durch.

Begeistert erklärt die 14-jährige Schülerin Lydia das Funktionsprinzip ihrer selbstgebauten Klassenraum-internen Kläranlage. Darin wird Schmutzwasser gereinigt, indem es durch verschiedene Schläuche und Gefäße mit Sedimenten und Schilfpflanzen in ein selbstgebautes Aquarium fließt und erneut in das System gepumpt wird. Diese Technologie ist nur eine von mehreren, die die Schüler der Inklusions- und Verbundsklasse IV der Klassenstufen 7-9 innerhalb der Projektwoche selber gebaut haben und die dazu beitragen, den Klassenraum energieunabhängig zu gestalten.

Die Idee zu dem Projekt entstand durch die langjährige Kooperation mit der Schule, den NaWi-Unterricht derart umzugestalten, dass Strukturen geschaffen werden, in denen Schüler eigene Wege des Wissenserwerbs durchlaufen, Kompetenzen entwickeln und ihre individuellen Fähigkeiten entfalten können. Das geschieht, indem die Kinder eigenständig, experimentierend und erfahrungsgebunden arbeiten und die Methoden Lernen durch Lehren und Lernen durch Engagement vor dem Hintergrund anwenden, dass in der Naturwissenschaft alles verbunden ist. Darüber hinaus sollte die Projektwoche den Schülern ermöglichen, Lernen als einen Freude machenden, kreativen und inspirierenden Prozess zu erleben. Weitere Ziele der interdisziplinären Projektwoche waren, die Schüler für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und für fachbezogene Berufe zu inspirieren. Auch sollten die Schüler ihre Scheu vor der Marke Eigenbau verlieren. Der fächerübergreifende Mix aus Theorie, Experimenten, Vorträgen und Praxis sollte zudem den Lernerfolg steigern.

Am Montag und Dienstag bearbeiteten die Schüler speziell für die Projektwoche zusammengestellte fächerübergreifende Lerninhalte. Sie teilten sich dazu in die vier Gruppen Klimawandel, Wasser & Pflanzen, Solar & Elektrizität und Energieumwandlung auf und führten jeweils kleine Experimente zur Festigung des Wissens durch. Als Abschluss dieser Theoriephase gaben die Schüler ihre Lernergebnisse an ihre Klassenkameraden gemäß dem Lehrprinzip Lernen durch Lehren vor.

Am Mittwoch startete die Praxisphase mit Vorträgen von Fachleuten, um die Schüler für Berufe zu inspirieren und die behandelten Themen zu vertiefen. Anschließend begannen die Schüler teilweise unter Anleitung der Fachleute mit dem Bau der Technologien. Die Arbeiten wurden besonders unterstützt von dem Solarfachmann Thomas Stodder von EB-Solarled sowie von dem Physiker und Innovator Moritz von Buttlar, der die Idee der LED-Lampen aus alten Getränkedosen entwickelt hat.

Neben dem Wasserreinigungssystem entstand ein Klassenraum-eigenes 12-Volt-Stromnetz mit Batterie, Laderegler und diversen Anschlüssen. Gespeist wird es mit Solarmodulen auf dem Schuldach. Außerdem haben die Schüler eine neue 12-Volt-Raumbeleuchtung durch LED-Deckenlichter und selbstgebaute LED-Leselampen aus wiederverwerteten Getränkedosen, sowie einen Stromgenerator aus einem alten Fahrrad und Teilen vom Schrottplatz gebaut. Die Schüler dämmten auch die brüchigen Altbaufenster so gut es ging mit Isolierfolien und Gummidichtungen, die freundlicherweise von tesa gesponsort wurden, und arbeiteten Energiespardefizite und -maßnahmen für den Klassenraum heraus.

Bei der Projektwoche handelte es sich um ein Pilotprojekt. In den nächsten Schritten wird das Konzept durch die Schüler selbst überarbeitet und auf andere Klassen und Schulen übertragbar gemacht, damit auch andere von dieser innovativen Lehreinheit profitieren.

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Bildung für eine nachhaltige Entwicklung mit der Blue Economy

In Berlin ist in Kooperation mit der Blue Economy ein übertragbares Lehrkonzept für den naturwissenschaftlichen Bereich entstanden.
Nur 16 % der Pädagogen fühlen sich „gut“ oder „sehr gut“ für den naturwissenschaftlichen Unterricht qualifiziert. Laut Professor Dr. Jörg Ramseger (Erziehungswissenschaftler und Leiter der Arbeitsstelle Bildungsforschung Primarstufe an der FU Berlin) wird die Lust der Kinder am Forschen von der Grundschule an nicht mit hinreichend anspruchsvollen Lernangeboten gefördert. „Bildung beginnt mit Neugierde“, meint Prof. Peter Bieri. Heranwachsende sollen schon früh für naturwissenschaftliche Fächer begeistert werden, sonst reizen sie diese auch später meist nicht mehr.An der Evangelischen Gesamtschule Berlin Zentrum (esbz) ist in Kooperation mit der Blue Economy ein übertragbares Lehrkonzept für den naturwissenschaftlichen Bereich entstanden.

Die Evangelische Schule Berlin Zentrum (esbz) gründete sich mit dem Anspruch einer Reform-Schule mit radikalem Wandel der Lernkultur. Als Schule in freier Trägerschaft hat sie zum Ziel, mit Blick auf zukunftsfähige Entwicklungen beispielgebend zu sein. Die Schule sieht sich den Herausforderungen der AGENDA 21 in besonderer Weise verpflichtet. Darum heißt sie „AGENDA-Schule“.

Die Motivation des Teams um Mandy Voggenauer, Lehrerin für Naturwissenschaften an der Schule, basiert auf aktivem und kooperativem Lernen, sowie kreativem und kritischem Denken. Lehrer übernehmen die Rolle des Moderators im Lernprozess, indem sie Kinder ermutigen, Fragen zu beantworten, zu einem Ergebnis zu kommen und eigenständig Lösungen zu finden.

Jetzt, nach einer einjährigen Pilotphase, liegen die ersten multiplizierbaren Ergebnisse vor, die auf weitere Schulen übertragen werden können.

Im ersten Schritt erarbeiteten sich die Schüler über Märchen von Gunter Pauli neue Sichtweisen, um zu erkennen, wie in der Naturwissenschaft alles verbunden ist. Diese Märchen unterstützen das systemische Denken und emotionale Intelligenz, das Erkennen eigener Stärken und Schwächen sowie diejenigen anderer Menschen. So werden Unterschiedlichkeiten erkannt, respektiert, Emotionen gesteuert und umsichtig mit anderen agiert. Dies sind wichtige Schlüsselfähigkeiten im Leben der Kinder, die es ihnen ermöglichen, harmonische Beziehungen zu sich selbst, zu anderen und zu ihrer Umwelt aufzubauen und zu leben.

Aufbauend auf die Märchen starten diverse Praxisprojekte wie die Herstellung von Dünger und Erde aus Speiseabfällen, Pflanzenzucht, Energiegewinnung, Fluggeräte und vieles mehr, durch die die Schüler die gewonnen Erkenntnisse in der Praxis nachvollziehen können.

Durch diese offene Struktur kamen sehr schnell gesellschaftspolitische Fragen auf. Wo kommen unsere Lebensmittel heute her? Warum ist die Nutzung der Ressourcen auf der Erde so ineffizient? Was kann jeder Einzelner dazu beitragen, um im Kleinen Veränderungen zu beginnen? So sollen die Schüler den Stoff und die Hintergründe besser verstehen und verinnerlichen. Denn: „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn wir vergessen, was wir gelernt haben“ (Edward Frederick Lindley Wood).

Beim ersten Eltern-Campus stellten die Schüler beeindruckend unter Beweis, was es heißt, Wissen als Selbstverständnis der eigenen Meinung zu präsentieren und mit den Eltern in einen fachlichen Diskurs zu treten.

Zeitgleich darf aber auch nicht der eigentliche Lernstoff aus den Augen verloren werden. „Ich achte immer darauf, Rahmenplaninhalte in Projekte zu integrieren und den Kindern dadurch nicht weniger zu geben, sondern noch ein Sahnehäubchen draufzusetzen“, so Mandy Voggenauer.

Jetzt geht das Projekt an der Evangelischen Gesamtschule Berlin Zentrum in seine nächste Stufe und wird diesen Sommer eine ganze Projektwoche lang den Gedanken der Blue Economy und der Naturwissenschaft mit dem Basisunterricht verknüpfen.

In Theorie und Praxis werden die Schüler auch hier wieder für Nachhaltigkeit sensibilisiert, aber auch gleichzeitig an verschiedene Berufsbilder herangeführt.

Die Projektwoche „Autarkes Klassenzimmer“ ist ein übertragbares und fächerübergreifendes Lehrkonzept, das Schüler durch seine Interdisziplinarität über den Unterrichtsrahmen hinaus begeistern soll. Die Schüler lernen anhand eines systemischen Themas implizit Fächerinhalte aus Deutsch, Englisch, Mathematik, NaWi und NG (Natur & Gesellschaft).

Markus Haastert, Vorsitzender des Vereins ZERAP Deutschland und der Blue Economy, ist zum festen Engagementpartner der esbz geworden. Die Schule könnte somit zur Pionierschule werden, „an der aus dem ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich visionären Konzept ein Lernbaustein für die nächste Generation wird“, so die Schulleiterin Margret Rasfeld.

 

Klicken Sie hier, um den vollständigen Bericht als pdf herunterzuladen.

InnVal: Innovations and Value Adding Programme

InnWert: Innovations- und Wertschöpfungsprogramm

Wir führen ein Leben, das in dieser Form auf einem begrenzten Planeten nur eine begrenzte Zeit lang möglich ist.

InnWert

Innovations- und Wertschöpfungsprogramm für Ressourceneffektivität

Politik der Feuerwehreinsätze
Fukushima hat in Deutschland zum Wechsel der Energiepolitik geführt. Intensive Bemühungen zur Einsparung von Energie und zur Dämpfung der CO2-Emissionen sind eingeleitet. Die Frage ist: Sichern wir mit diesen und anderen jetzt laufenden Maßnahmen die nachhaltige Wohlfahrt der Zivilgesellschaft und die Zukunftsfähigkeit der Industrie? Denn noch immer zwingt uns die heutige Wirtschaftsweise, unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Solange unsere Wirtschaft nicht in die Leitplanken der Ökosphäre eingebettet wird, sind unsere Zukunftschancen nicht sehr ermutigend.

Bis heute muten Umwelt- und Finanzpolitik leider an wie die Ausbesserung einzelner mehr oder weniger großer Schlaglöcher. Noch immer werden Schäden und Krisen nachsorgend einzeln und getrennt voneinander behandelt, so etwa Überschwemmungen, den Verlust von Arten, der Klimawandel, die Arbeitslosigkeit, der Bankenskandal, oder die “Rettung Griechenlands” . Und das geschieht oft auch noch mit gepumptem Geld zukünftiger Steuerzahler. Kein Politiker und keine Partei wagt sich bis heute an strategische und systemgerechte Vorsorge mit dem Ziel einer nachhaltigen Zukunft.

Ernsthaft zukunftsgerichtete Politik ist eine vorsorgende Politik, welche die Wurzeln wirtschaftlicher und ökologischer Fehlentwicklungen rechtzeitig korrigiert weil sie weiß, dass auch modernste Technik einmal zerstörte öko-systemische Funktionen und Dienstleistungen der Natur nicht reparieren oder ersetzen kann.

Wachstum und der Wert unserer Umwelt
Wir führen ein Leben, das in dieser Form auf einem begrenzten Planeten nur eine begrenzte Zeit lang möglich ist. Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft und Nachhaltigkeit der Wirtschaft sind nur dann denkbar, wenn wir lernen, mit weniger natürlichen Ressourcen mehr Wohlstand für eine wachsende Zahl von Menschen zu erzeugen. Seit 20 Jahren wächst die Erkenntnis, dass die größte physikalische Bedrohung der ökologischen Verlässlichkeit die gigantische und unnötige Verschwendung von natürlichen Ressourcen ist [EU 1.]. Rund 30 kg Natur werden heute im Schnitt verbraucht, um 1 kg Technik zu schaffen, Wasser nicht inbegriffen. Und ohne die Hilfe dieser Technik sind auch Dienstleistungen nicht möglich. Über 90% der zur Schaffung von materiellem Wohlstand denaturierten Umwelt leisten demnach keinen Beitrag zur Erfüllung menschlicher Bedürfnisse und Träume.

Maximal erreichbare Ressourcenproduktivität ist die ökologische Währung für die Schaffung von nachhaltiger Wohlfahrt . Materielles Wachstum ist das Gegenteil. Heute noch kann grundsätzlich Jedermann Natur entnehmen, verbringen und gewinnbringend nutzen , ohne den angemessenen Preis hierfür zu entrichten. Schon heute bewegt der Mensch mit riesigem Energieaufwand weit über 100 Milliarden Tonnen Material jährlich, Wasser und gepflügte Erde nicht gerechnet. Das ist mehr als zweimal mehr als die Natur selbst schafft. Wir lernen daraus, dass die Menge eingesetzter Ressourcen pro Wohlfahrtsleistung ein weltweit messbarer Indikator ist für die potentielle Umweltzerstörung aller Güter und Dienstleistungen – der sogenannte „materielle Fußabdruck“. Ökologisch bedeutet dies, vor allem solche Entwicklungen zu beschleunigen, welche die Nutzung von natürlichen Ressourcen mindern.

Wir könnten dies zwar – ohne Wohlfahrt zu schmälern – technisch ziemlich schnell in den Griff bekommen . Dass mit gezielter Verbesserung der Ressourcenproduktivität bei Herstellern schon heute viel Geld eingespart werden könnte, haben Wirtschaftswissenschaftler bereits 2004 veröffentlicht. Ihnen zufolge könnten in den KMU’s Deutschlands im Schnitt etwa 20% der Kosten für eingesetzte Ressourcen ohne Qualitätsverlust des Outputs eingespart werden. Dabei geht es um über 150 Milliarden Euro im Jahr.

Sparen an Natur lohnt sich also – bisher erkennen jedoch die wenigsten Unternehmen die Vorteile einer erhöhten Ressourceneffizienz. Insofern muss hier von politischer Seite ein (zeitlich begrenzter) Anreiz gegeben werden. Es ist wissenschaftlich nicht möglich, die öko-toxischen Auswirkungen unserer Wirtschaft in den notwendigen Details zu ermitteln, oder gar im voraus zu berechnen, um damit vorsorgende Umweltpolitik zu gestalten. Wie alle Indikatoren geben Ressourcenproduktivität und -intensität die potentielle Umweltbelastungskapazität von Dingen nur näherungsweise wieder. Daher sind Verbote wenig zielführend.

Stattdessen müssten die Preise für die Nutzung von Natur den wirklichen Kosten angepasst werden. Denkbar ist zum Beispiel die (kostenneutrale) Verschiebung der finanziellen Belastung auf Arbeit hin zu natürlichen Ressourcen. Das schiene uns schon deshalb angebracht, weil Naturkapital zunehmend die für die Menschheit entscheidende Knappheit geworden ist. Erst wenn der Input natürlicher Ressourcen in den Metabolismus der Wirtschaft dem Prinzip des „full-cost-pricing“ entspricht, werden wir alle sehr viel behutsamer umgehen mit der Umwelt. Und Kennzeichnungen aus Umweltgründen sind dann weitgehend überflüssig, nur die „Giftigkeit“ von Dingen müsste noch angezeigt werden.

Neue Geschäftsmodelle
Aber wir sollten nicht nur das Sparen neu entdecken. Genau so wichtig ist es, aus den verfügbaren Ressourcen entscheidend mehr Mehrwert zu erzeugen, ganz generell. Das heute übliche Geschäftsmodell ist auf Wachstum, Economies of Scale, Core Business (Kerngeschäft) und Core Competence (Kernkompetenz) fokussiert und favorisiert die Spezialisierung und Konzentration auf ausgesuchte Märkte. Geschäftserfolge werden in Cash und Marktanteil bewertet und eben nicht nach ihrer Eignung, nachhaltigen Nutzen für den Verbraucher zu kreieren.

Wir brauchen offenbar dringlich ein neues Geschäftsmodell, welches die Annäherung an die Zukunftsfähigkeit unterstützen kann. Eine zentrale Voraussetzung hierfür ist, dass Grundbedürfnisse von Menschen z.B. an Lebensmitteln, Dienstleistungen und Ressourcen soweit wie möglich aus der Nähe in eigener Verantwortung befriedigt werden.

Wie man im Vergleich mit heute üblichen Gewohnheiten hundertfach mehr Wertschöpfung aus vorhandenen Ressourcen schöpfen kann, sei an einem Beispiel aus Gunter Pauli’s “Blue Economy” Sammlung dargelegt.

Von der Bohne bis zur guten Tasse Kaffee tragen nur etwa 0,2% der Pflanze bei. Anders gesagt, 99,8% muss entsorgt werden. Als Kompost oder als Verfeuerungsmasse wird das Potenzial dieses Abfalls nicht wirklich gehoben. Stattdessen können auf diesem Hartholz Edelpilze gezüchtet werden, nach deren Ernte die Überreste als Wurmfutter Verwendung finden, die Würmer wiederum als Fischfutter und der verbleibende Humus als Beeterde genutzt werden. So verbleibt kein Abfall, der entsorgt werden muss, es sind stattdessen drei neue Produkte und damit Einkommensströme samt Arbeitsplätzen entstanden. Diesem Beispiel folgen bereits Firmen in Berlin, San Francisco, Mexico City und Madrid – während Kaffeekonzerne das Effizienz-, Ressourcen- und Umsatzpotenzial ungenutzt liegen lassen, aber teures Geld für “Greenwashing” ausgeben.

Unter Blue Economy veröffentlichte Geschäftsmodelle veranschaulichen dabei, dass die Natur der effizienteste Ökonom unseres Planeten ist. Für alle Probleme gibt es dort bereits Lösungen, die weder Abfälle produzieren noch ungewollte Kollateralschäden bedingen. So können zahlreiche hochgiftige Bestandteile unserer Produkte, die bereits in der Herstellung enorme materielle Fußabdrücke mit sich bringen, schlichtweg durch “Nichts” ersetzt werden – beispielsweise Batterien durch natürliche Stromimpulse aus Temperaturdifferentialen. Auch die Orientierung an physikalischen Naturgesetzen als oberste Maxime ermöglicht ein kaum vorstellbares Potenzial, wenn z.B. Wasser allein durch Schwerkraft gereinigt wird (somit Chlor und teure Filter substituierend).

In der Summe ergeben sich Produkte, die sowohl billiger als auch besser sind – besser für jeden, also auch die Natur. Wir hoffen, dass schon sehr bald Politik wie Wirtschaft und Konsumenten erkennen, dass es bereits heute möglich ist, eine nachhaltige Zukunft zu leben. Dafür bedarf es lediglich des Umdenkens, nicht jedoch des bewussten Verzichts auf Wohlstand und Bedürfnisbefriedigung.

InnWert: Programm für ein Recht auf Zukunft
Um die bereits heute bekannten Möglichkeiten umzusetzen, bedarf es der Politik, die Anreize schafft. Ein umfassendes Innovations- und Wertschöpfungsprogramm für Ressourceneffektivität (InnWert) müsste beispielsweise beinhalten:

· Die vorsorgend frühzeitige Durchsetzung systemgerechter Lösungen, [EU 6.1] [12]
· Die gezielte Verbesserung der Ressourcenproduktivität, [EU 1., 6.1]
· Die Durchsetzung ehrlicher Preise auf dem Markt („full-cost-pricing“) [EU 3.4.2]
· Die wirksame Eigenhaftung in Politik und Wirtschaft,(Homburg)
· Die Vereinbarung ökologischer, sozialer, und wirtschaftlicher Ziele für eine stabile Zukunft, [EU 6.1]
· Die Festlegung von Indikatoren mit Bezug zur Umwelt in allen Politikbereichen [EU 1., 2. 6.1]
· Die Abschaffung verbrauchsfördernder Subventionen, [EU 3.4.1.]
· Die Verhinderung kurzfristiger Profitmaximierung,
· Die Verhinderung “Giftiger Produkte“ (Stiglitz), [EU 3.1.2.]
· Die Einrichtung von Frühwarnsystemen,
· Die Festschreibung verlässlicher Accounting-, Berichts-, und Kennzeichnungsmethoden. [EU 4.1]

Wir hoffen auf einen baldigen, parteiübergreifenden Dialog mit der Politik, denn die Zeit wird langsam knapp. Bereits im Juli 2010 kam eine Studie der Bundeswehr zu dem Schluss „dass das sehr ernst zu nehmende Risiko besteht, dass eine durch nachhaltige Knappheit von wichtigen Rohstoffen ausgelöste globale Transformationsphase von Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen nicht ohne sicherheitspolitische Friktionen vonstatten gehen wird. Die Desintegration komplexer Wirtschaftssysteme … hat direkte, teilweise schwerwiegende Auswirkungen auf viele Lebensbereiche, auch und insbesondere in Industrieländern.“ Und weiter: Der absehbare „Paradigmenwechsel widerspricht ökonomischer Logik und kann deswegen nur in begrenztem Umfang Marktkräften überlassen werden“.

Ohne die öko-systemischen Dienstleistungen und Funktionen, aus denen der Mensch entstand, kann er auf dem Planeten Erde nicht überleben. Wir alle müssen umgehend handeln, um unser aller Recht auf Zukunft, wie auch das Recht der Zukunft zu schützen.

FACTOR 10 INSTITUTE
BLUE ECONOMY INSTITUTE

Bild: Stock.XCHNG

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