Report about El Hierro

Bericht aus El Hierro

El Hierro ist die westlichste der sieben Kanarischen Inseln und wurde im Jahr 2000 zur Unesco-Biosphären-Reserve erklärt.

Bericht aus El Hierro

Mai 2012

El Hierro ist die westlichste der sieben Kanarischen Inseln, mit einer Bevölkerung von knapp über 10 500 Einwohnern, und wurde im Jahr 2000 zur Unesco-Biosphären-Reserve erklärt. Aus dem Flugzeug sehen wir fast nur kahlen Boden, teilweise wie eine Mondlandschaft, teilweise mit Sträuchern und einigen wenigen Palmen an der Küste. Der vulkanische Ursprung der Insel ist offensichtlich: vom Meeresspiegel steigt das Land in wenigen Kilometern bis auf 1500 Meter Höhe.

Bei der Landung empfängt uns unerwartet heißes Wetter – anstatt des meist gemäßigten Klimas herrscht die „Calima“, wie die Einheimischen die afrikanischen Wüstenwinde nennen, die das Thermometer auf über 30°C schnellen lassen. Wir sind hier, um die Fortschritte eines bahnbrechenden Projekts zu besichtigen, eines, das den systemischen Ansatz auf höchst faszinierende und – nach unserer bisheriger Erfahrung – konsequenteste Weise umsetzt. Im Jahr 2002 bewilligte das Cabildo (die örtliche Regierungsbehörde) das ehrgeizige Projekt, die Insel allein mit erneuerbaren Energien autark zu machen.

Fünf Jahre später war die technische Machbarkeit bewiesen und die öffentlichen Mittel bereitgestellt. Eine öffentlich-private Partnerschaft entstand zwischen dem Inselrat (60%), dem spanischen Energiemonopolhalter Endesa (30%) und dem Technologischen Institut der Kanarischen Inseln (10%). Der Projektentwickler „Gorona del Viento El Hierro“ erhielt als Projektetat 65 Millionen Euro, davon den größten Teil während der Bauphase zwischen 2010 und 2012.

Die Idee ist überwältigend in ihrem systemischen Ansatz: Fünf Enercon-Windturbinen mit einer Leistung von je 2,3 MW Spitzenleistung generieren bis zu 11,5 MW Strom für den Verbrauch auf der Insel. Da gegenwärtig zu Spitzenzeiten 7 MW benötigt werden, kann bis zu einem Drittel der Energie gespeichert werden, wenn die Turbinen voll arbeiten. Dies geschieht, indem Wasser in ein Reservoir für eine halbe Million Kubikmeter gepumpt wird. Von dort wird es durch zwei überirdische Rohrleitungen abgelassen, wenn die Windkraft nicht ausreicht; diese haben eine Länge von 3 km (davon 530 m unterirdisch) und überwinden einen Höhenunterschied von fast 700 Metern, so dass bis zu 11,3 MW Spitzenleistung aus Wasserkraft bei Flaute die Windkraft ersetzen können.

Die Genialität des Projekts liegt im Detail: Der größte Teil des Stromverbrauchs auf El Hierro entfällt auf die drei Entsalzungsanlagen zur Trinkwassergewinnung. 70-80% dieses Wassers werden in der Landwirtschaft verbraucht. Was auf ersten Blick aussieht wie ein einfaches Energieprojekt, ist tatsächlich ein Projekt zur Selbstversorgung einer Insel, die schon immer unter Wasserknappheit und somit Nahrungsknappheit gelitten hat. Mittelfristig hat El Hierro geplant, ein zweites Speichersystem für seinen Energieüberschuss zu schaffen: Bis 2020 werden 40% der Fahrzeuge auf der Insel durch Elektroautos mit austauschbaren Batterien ersetzt.

Allein die Energie wird 1,8 Millionen US-Dollar pro Jahr einsparen, die zur Zeit für 6000 Tonnen Diesel ausgegeben werden, ebenso werden 18 700 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart. Doch sobald die E-Mobilität ins Spiel kommt, werden noch weitere bedeutende Einsparungen möglich. All dieses Geld wird auf der Insel zirkulieren, anstatt von ihr abzufließen, und die lokale Wirtschaft stärken. Die örtliche Regierung sieht auch vor, das auf der Insel produzierte Wasser billiger an die Landwirte abzugeben – sofern sie einwilligen, ihre Produktion auf biologische Anbauweisen umzustellen. Einige weitere Quellen erneuerbarer Energie könnten in Zukunft noch angezapft werden, z.B. Solarthermie und Photovoltaik, denn auf den Inseln gibt es durchschnittlich nur 35 Regentage, für den Rest des Jahres scheint fast immer die Sonne.

Während unseres Besuchs können wir den Stand der Fortschritte betrachten. Die fünf Windturbinen begrüßen die Inselbesucher gleich drei Straßenkehren nach dem Flughafen; ihre weißen Masten stehen auf einem Hügel und reichen weit in den Himmel. Zum Zeitpunkt der Projektplanung waren es fast die größten verfügbaren Turbinen, inzwischen gibt es größere, doch wir sind nicht sicher, ob noch längere Rotorenblätter überhaupt durch die engen Kurven der Landstraße hätten transportiert werden können, die sich den steilen Berghang hinaufwindet.

Unser nächster Halt ist das obere Reservoir. Es ist fertiggestellt und liegt im natürlichen Vulkankrater „La Caldera“. Eine dicke PVC-Schicht hält es wasserdicht. Da anstatt tieferer Grabungen ein natürlicher Krater ausgewählt wurde, mussten Statiker zunächst die Stabilität des Orts feststellen. Dabei wurde klar, dass ein Betonbecken, wenn auch haltbarer, zu schwer gewesen wäre, daher wurde Plastik als Alternative gewählt und beim Bau die Möglichkeit für Unterwasserreparaturen mit vorgesehen.

Weiter die Landstraße hinab sehen wir große Teile der zwei Rohrleitungen, die bergab führen. Der erste Teil läuft unterirdisch, um das Ökosystem darüber zu schützen und wir können sehen, dass die Verbindung zwischen dem Tunnel und der überirdischen Leitung das einzige ist, was noch für die Vollendung des Baus fehlt.

Bei der Rückkehr auf die Höhe des Meeresspiegels erreichen wir das untere Reservoir. Hier wird gerade die Folie zur Wasserabdichtung gelegt. Das Gebäude rund um die Hydraulikgeneratoren ist fertiggestellt; die riesigen Inverter glänzen im Sonnenlicht und sind bereit für die Installation. Lastwagen fahren auf der Baustelle auf und ab und erscheinen wie Miniaturen im Vergleich zu dem Loch, das hier für das Reservoir ausgehoben wurde. Die Vertreter von Gorona del Viento sind zuversichtlich, dass bis zum Ende des Jahres alle nötigen Bauschritte fertiggestellt sind, um mit den Testläufen zu beginnen und im Jahr 2013 die Anlage in Betrieb zu nehmen. Ebenso hat man sich zum Ziel gesetzt, die Machbarkeitsstudie für die E-Mobilität bis Ende diesen Jahres fertig zu stellen.

Wenn man die Umstände bedenkt, ist der Fortschritt bis dato beeindruckend; der Bau wird zwar ein Jahr später fertig als ursprünglich geplant, doch er nähert sich definitiv seiner Vollendung. Doch wir wissen auch, dass zwischen der Vision und der Realität des Projekts noch einiges zu tun bleibt. Gorona del Viento betrachtet sich selbst als Energielieferant – die Fusion von Energie und Wasserversorgung konnte nicht erreicht werden. Die Landwirte bauen häufig tropische Früchte wie Bananen an, die viel Wasser benötigen – es scheint sinnvoll, sich auf Pflanzen zu konzentrieren, die besser an karge Bedingungen angepasst sind. Ebenso sahen wir kanarische Kiefern auf den Berggipfeln, auf denen sich morgens Wolken sammeln, die genug Feuchtigkeit für ihr Wachstum spenden. Solche Wälder spenden Schatten, der wiederum mehr Feuchtigkeit bindet und mehr Pflanzen wachsen lässt. Vielleicht bietet sich hier die Möglichkeit, von den (Wiederaufforstungs-)Projekten in Las Gaviotas (Kolumbien) zu lernen?

El Hierro ist zwar nur eine kleine Insel, doch sie könnte ein Beispiel für die Welt werden. 17 Millionen Europäer und 600 Millionen Menschen weltweit leben auf Inseln, viele von ihnen weit abgelegen. Den Menschen, die dieses Projekt vorantreiben, wünschen wir viel Erfolg für ihre Bemühungen, dieses Beispiel für systemische Lösungen fertig zu stellen und für ihre Gemeinschaft eine blühende Zukunft zu schaffen.

 

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Book Publication about a Blue Economy Project

Buch über Blue Economy Projekt erschienen

Vorstellung des Aufbaus eines Innovationszentrums auf dem Gelände der ehemaligen „Zeche Westfalen“.

Im Buch „Herausforderung Strukturwandel und Innovation - Mit dynamischen Wertschöpfungspartnerschaften zu neuen Wettbewerbs- und Beschäftigungsperspektiven“ von Thomas Langhoff (Hg.) wird, nach einem theoretischen Teil über den Strukturwandel, das Beispiel des Aufbaus eines Innovationszentrums auf dem Gelände der ehemaligen „Zeche Westfalen“ im westfälischen Ahlen vorgestellt.

Im Rahmen des Forschungsprojekt: „Innovationspotenziale zur Schaffung von Wertschöpfungspartnerschaften und Ressourcenmanagement im ländlichen und strukturschwachen Raum“ (InnoWert), ist es Wirtschaft und Forschung gemeinsam gelungen einen Modell- und Lernort für vielfältige Akteure aus den Bereichen „nachhaltiges Wohnen und Leben“, „Arbeiten und Lernen“ und „Medien und Freizeit“ zu schaffen. Das Innovationszentrum vereint die Felder Gesundheit, Kultur, Handwerk, Dienstleistungen, Gastronomie und soziale Bildungseinrichtungen unter einem Dach.

Zur Entwicklung der vier Innovationsfelder Wasser, Bauen und Wohnen, Energie und Ernährung wurde auf Basis des ZERI-Leitbildes versucht, Wertschöpfungschancen durch Synergien und Interaktionen zwischen den verschiedenen angesiedelten Unternehmen zu nutzen. Heute sagen wir: „Blue Economy ist ZERI philosophy in action“. Dabei wurde konsequent ein unternehmerischer Ansatz für nachhaltige Lösungen im ländlichen Raum verfolgt. Impulse für die regionale Wirtschaft wurden insbesondere durch eine Vertiefung der Wertschöpfungsketten erzielt sowie durch die Nutzung vorhandener Ressourcen und Abfallströme. Indem mehrere Einkommensquellen generiert wurden, konnten die Lösungen nachhaltig in der Region verankert werden.

Der in Ahlen von den Akteuren der Blue Economy bereits damals verfolgte systemische Ansatz zielte darauf ab, Unternehmen aus der Region in die Umsetzung einzubinden. Die geschaffenen Cluster verstärken sich bis heute gegenseitig.

Das in Ahlen geschaffene Innovationszentrum ist auf seine Art einzigartig, sowohl aufgrund seiner Art des Netzwerkmanagements, der Kompetenzbündelung, der lokalen Partizipation an überregionalem Gedankengut und Kapital als auch des Synergiemanagements, der Wirtschaftsförderung und der Dienstleistungsorientierung. Aber es könnte genauso gut an jedem anderen Ort in Deutschland entstehen. Vor diesem Erfahrungshintergrund wurden seitdem in verschiedenen Regionen Prozesse durch die Blue Economy Solutions initiiert, um Potenziale vor Ort zu identifizieren und zu bergen.

Herausforderung Strukturwandel und Innovation
Mit dynamischen Wertschöpfungspartnerschaften zu neuen Wettbewerbs- und Beschäftigungsperspektive von Thomas Langhoff (Hg.), 134 Seiten, erschienen im Verlag Dorothea Rohn, 2011
ISBN: 978-3-939486-55-8

 

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Blue Economy: Economic Paradigm for a Sustainable Future

Blue Economy: Paradigma für eine nachhaltige Zukunft

Heutzutage leben wir auf eine Weise, die unser Planet nur begrenzte Zeit tragen kann.

 

Heutzutage leben wir auf eine Weise, die unser Planet nur begrenzte Zeit tragen kann. Doch mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung kann nicht einmal ihre Grundbedürfnisse stillen und muss ein Recht auf Wachstum haben. Die Zukunft unserer Gesellschaft und Nachhaltigkeit unserer Wirtschaft sind nur vorstellbar, wenn wir lernen, mehr Wohlstand für eine wachsende Zahl von Menschen zu schaffen und dabei weniger natürliche Ressourcen zu verbrauchen. Seit inzwischen zwanzig Jahren wächst die Erkenntnis, dass die größte physische Bedrohung für das ökologische Bestehen die riesige und unnötige Verschwendung natürlicher Ressourcen ist. Um 1 kg technologisches Gerät herzustellen, werden etwa 30 kg natürliche Rohstoffe verbraucht, Wasser nicht eingeschlossen. Ohne diese Technologie können moderne Dienstleistungen nicht geliefert werden. Über 90% der denaturisierten Umwelt, die zur Schaffung materiellen Reichtums verbraucht werden, tragen nicht zur Erfüllung menschlicher Bedürfnisse und Träume bei.

Wenn im Juni dieses Jahres die Regierungs- und Staatschefs in Brasilien zusammentreffen, um über eine nachhaltige Entwicklung auf globaler Ebene zu diskutieren, wird auch die Frage nach einer nachhaltigen Wirtschaft aufkommen. Es hat lange gebraucht, bis die Regierungen sich über grundlegende Richtlinien des Begriffs der „Grünen Wirtschaft“ einig wurden. Über ein Jahrzehnt lang wurde die „Grüne Bewegung“ ohne einheitliche politische Idee geformt, was zum gegenwärtigen vielschichtigen Begriff der „Green Economy“ geführt hat. Einige nennen es auch lieber „Greenwashing“ oder „Grünfärbung“. Langsam ergab sich der politische Konsens, Ziel der Grünen Wirtschaft sei eine „für die Natur tragbare Wirtschaft mit niedrigen Emissionen“. Selbstverständlich ist ein grundlegendes Regelwerk nötig, um diesen Weg zu verfolgen, das innovationsorientierte Unternehmen unterstützt und die Emission von Schadstoffen in die Umwelt reduziert. Trotz allen Fortschritts, der auf diesem Gebiet erreicht wurde, wissen wir, dass die Grüne Wirtschaft nur ein Schritt der Transformation auf dem Weg zu einem Paradigmenwechsel in der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung ist.

Dieses neue Paradigma nennen wir Blue Economy. Nachhaltiges Wirtschaften im Sinne der Blue Economy ermöglicht es, die Grundbedürfnisse aller ohne Ausbeutung der natürlichen Ressourcen , aber auch ohne Verzicht auf materielle Güter zu erfüllen. Im Gegensatz zur Green Economy steht die Blue Economy für eine neue Weise der Unternehmensgestaltung, ein neues marktorientiertes Geschäftsmodell, nachhaltige Unternehmen und nachhaltiges Wachstum. Blue Economy steht dafür, das Gute erschwinglicher und das Schlechte teurer zu machen. Blue Economy steht für sauberes Wasser, saubere Luft und für den Planeten Erde.

Der Begriff Blue Economy bedeutet: Durch Nutzung vorhandener Ressourcen in Kaskadensystemen werden die Abfälle eines Produkts zum Rohstoff für einen neuen Cashflow. Auf diese Weise entstehen Arbeitsplätze, es wird gesellschaftliches Kapital aufgebaut und das Einkommen steigt – ohne weitere Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt, sondern eher durch ihre Schonung und Verbesserung. So wird nachhaltiges Wachstum möglich. Durch Innovationen und Unternehmertum kann das gegenwärtige Weltwirtschaftssystem in eine nachhaltige Entwicklung geführt werden. Innovationen und bessere Lebensumstände werden durch Nachfrage, die Mittel des Freien Markts und Bildung gestärkt, anstatt sie durch Subventionen und soziale Barrieren zu behindern.

Der Schlüssel hierzu ist eine ganzheitliche Sicht der Dinge, es geht um intelligente Synergien und Verknüpfungen auf verschiedenen Ebenen (Kaskaden) innerhalb von (Öko)systemen, die vielleicht nicht auf den ersten Blick offensichtlich sind. Die 1995 durch Gunter Pauli in Vorbereitung auf die Kyoto-Protokolle gegründete ZERI-Stiftung hat über viele Jahre Beispiele solcher neuer Geschäftsmodelle aufgespürt und aufgezeigt und sie unter dem Begriff „Blue Economy“ beworben. Jetzt müssen wir den Dialog suchen, um ein ganzheitliches Verständnis einer in Wechselbeziehungen stehenden Produktionswelt zu fördern und die Grundressource Wasser mit einbeziehen, die essentiell für das Leben von Pflanzen, Tieren, Algen und Bakterien ist.

 

Wachstum und der Wert der Natur

Die ökologische Währung zur Schaffung nachhaltigen Wohlstands ist die maximal erreichbare Ressourcenproduktivität. Materielles Wachstum ist das Gegenteil. Heutzutage kann jeder der Natur Ressourcen entziehen und sie zur eigenen Bereicherung einsetzen, ohne dafür einen angemessenen Preis zu zahlen. Heutzutage verbrauchen Menschen enorme Mengen an Energie, um jährlich über 100 Milliarden Tonnen Material zu bewegen, Wasser und umgepflügtes Land nicht eingerechnet. Dies ist mehr als das Doppelte dessen, was die Natur erreichen kann. Daher kann die Menge der für den Wohlstand eingesetzten Ressourcen als Messgröße für den potentiellen Umweltschaden aller Güter und Leistungen dienen – der so genannte ökologische Fußabdruck. Im ökologischen Sinne hoffen wir, die Prozesse zu beschleunigen, die den Verbrauch natürlicher Ressourcen verringern.

Dies könnten wir recht schnell erreichen, ohne Komfort oder Wohlstand einzubüßen. Bereits 2004 veröffentlichten Ökonomen, dass die kleinen und mittelständischen Betriebe in Deutschland 20% ihrer Kosten für Ressourcen einsparen könnten, ohne dass die Qualität des Endprodukts darunter litte, d.h. über 150 Milliarden Euro pro Jahr. Mit anderen Worten: die Einsparung natürlicher Ressourcen zahlt sich aus, doch die wenigsten Firmen haben die Vorteile der Steigerung der Ressourceneffizienz erkannt. Es scheint, die Politik muss (über einen begrenzten Zeitraum) Anreize schaffen. Es ist wissenschaftlich unmöglich, die ökologisch giftigen Folgen der Wirtschaft in allen nötigen Einzelheiten zu messen, genaue Voraussagen zu treffen oder solche Messungen für die Umweltpolitik heranzuziehen. Wie bei allen Indikatoren können Ressourcenproduktivität und –intensität nur annähernd die mögliche Umweltbelastung aufzeigen. Somit sind Verbote wenig sinnvoll.

Stattdessen muss der Preis für die Extraktion und Nutzung der Natur an die Realkosten angepasst werden. Eine Möglichkeit wäre, die Finanzlast von der Arbeitskraft auf die natürlichen Ressourcen zu verschieben (makroökonomisch kostenneutral). Dies scheint angemessen, da das natürliche Kapital im Gegensatz zur Arbeitskraft immer knapper wird. Nur wenn für die in den wirtschaftlichen Metabolismus einfließenden Rohstoffe der volle Kostenpreis berechnet wird, werden Innovationen, die die Ressourceneffizienz erhöhen, erfolgreicher. Das einzige Umweltsiegel, das weiterhin erforderlich wäre, bezöge sich dann auf die Giftigkeit von Produkten.

 

Neue Geschäftsmodelle

Wir müssen mehr tun als nur Energie einsparen: Wir müssen die Effizienz erhöhen. Ebenso wichtig ist die Effektivität, das Auffinden der bestmöglichen Ressourcennutzung; so schöpfen wir viel mehr Wert aus den verfügbaren Ressourcen. Das gegenwärtige Geschäftsmodell konzentriert sich auf materielles Wachstum, Massenproduktion, Kerngeschäft und Kernkompetenz und begünstigt die Spezialisierung und Konzentration auf ausgewählte Märkte. Der Erfolg eines Unternehmens misst sich durch Geld und Marktanteile und nicht an der Fähigkeit, nachhaltigen, langfristigen Nutzen für die Verbraucher zu schaffen.

Es scheint, wir brauchen dringend ein neuartiges Geschäftsmodell, um eine zukunftsträchtige Wirtschaft zu unterstützen. Eine zentrale Voraussetzung ist die Befriedigung der Grundbedürfnisse aller, d.h. Nahrung, Leistungen und Ressourcen so lokal und selbstverantwortlich wie möglich – nur dann kann Glück erreicht werden. Hier ein Beispiel, wie Wertschöpfung hundertfach durch moderne Gewohnheiten erhöht werden kann:

Von der Kaffeebeere bis zur fertigen Tasse Kaffee werden nur 0,2% der Pflanze wirklich genutzt. Mit anderen Worten, es müssen 99,8% entsorgt werden, dies entspricht 7,5 Millionen Tonnen Kaffeesatz, die bestenfalls verbrannt oder kompostiert werden oder eben auf Müllhalden landen. Stattdessen könnte das Hartholz zur Edelpilzzucht verwendet werden; nach der Ernte bekommen Würmer die Reste, daraus wiederum wird Fischfutter und hochwertiger Dünger. Es bleibt kein Abfall zurück, stattdessen erhalten wir drei neue Produkte und schaffen somit Cashflows und Arbeitsplätze. Dieses Modell nutzen bereits Firmen in Berlin, San Francisco, Mexiko-Stadt und Madrid. Die Kaffeekonzerne hingegen machen überhaupt keinen Gebrauch von dieser Effizienz, den Ressourcen und dem Gewinnpotenzial. Stattdessen geben sie Geld für teures „Greenwashing“ aus.

Die als „Blue Economy“ veröffentlichten Geschäftsmodelle zeigen, dass die Natur der effizienteste UND effektivste Wirtschaftsagent unseres Planeten ist. Alle Probleme besitzen mehrerlei Lösungen, die weder Abfälle noch unbeabsichtigten Kollateralschaden verursachen. Viele hochgiftige Komponenten unserer Produkte, die einen großen materiellen Fußabdruck durch ihre Produktionsweise verursachen, könnten einfach durch „nichts“ ersetzt werden – so zum Beispiel können Batterien durch natürliche Elektrizität aus Temperaturunterschieden ersetzt werden. Wenn wir die Produktentwicklung an natürlichen physikalischen Prinzipien orientieren, öffnen wir die Türen zu ungeahntem Potenzial, zum Beispiel bei der Wasserreinigung durch Nutzung der Schwerkraft als einziger Energiequelle (wodurch Chlor und teure Filter überflüssig werden).

Das Ergebnis sind billigere und bessere Produkte – besser für uns alle einschließlich der Natur. Wir hoffen, dass die Politik, das Unternehmertum und die Verbraucher verstehen werden, dass es möglich ist, schon heute eine nachhaltige „Zukunft“ zu leben. Alles was wir brauchen, ist eine Änderung der Sichtweise und nicht den Verzicht auf Reichtum oder Erfüllung von Bedürfnissen.

 

Eine Politik des lokalen Wachstums und der Hinlänglichkeit

Um das heute bereits mögliche und bekannte Potenzial zu erkennen, muss die Politik sie in Szene setzten. Ein durchdachtes Programm für Innovation und Wertschöpfung zur Ressourceneffektivität sollte folgendes beinhalten:

- Vorsorgend frühzeitige Durchsetzung systemgerechter Lösungen [EU 6.1]

- Gezielte Verbesserung der Ressourcenproduktivität [EU 1., 6.1]

- Durchsetzung von Realpreisen auf dem Markt („full-cost-pricing“) [EU 3.4.2]

-Effektive Verantwortung von Politik und Unternehmern für Kollateralschäden (Homburg)

- Vereinbarung ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Ziele für eine stabile Zukunft [EU 6.1]

- Definition von Umweltindikatoren auf allen politischen Gebieten [EU 1., 2.6.1

- Abschaffung verbrauchsfördernder Subventionen [EU 3.4.1]

- Begrenzung der kurzfristigen Gewinnmaximierung

- Vermeidung von „toxischen Produkten“ (Stiglitz), [EU 3.1.2]

- Aufbau von Frühwarnsystemen

-Festsetzung verlässlicher Standards für Accounting, Berichte und Kennzeichnung [EU 4.1]

Wir hoffen, dass Rio+20 einige bedeutende Schritte in diese Richtung erreicht, da die Zeit knapp wird. Eine Studie der deutschen Bundeswehr schloss im Juli 2010, „dass das sehr ernst zu nehmende Risiko besteht, dass eine durch nachhaltige Knappheit von wichtigen Rohstoffen ausgelöste globale Transformationsphase von Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen nicht ohne sicherheitspolitische Friktionen vonstatten gehen wird. Die Desintegration komplexer Wirtschaftssysteme […] hat direkte, teilweise schwerwiegende Auswirkungen auf viele Lebensbereiche, auch und insbesondere in Industrieländern. […]Der mit diesen verbundene Paradigmenwechsel […] widerspricht ökonomischer Logik und kann deswegen nur in begrenztem Umfang Marktkräften überlassen werden.“

Ohne ökosystemische Leistungen und Funktionen, aus denen die Menschen sich einmal entwickelt haben, kann die Menschheit auf der Erde nicht überleben. Wir alle müssen sofort handeln, um unser Recht auf eine Zukunft zu schützen, aber auch die Rechte der Zukunft: Ein Recht auf glückliches Leben und Wohlstand in Harmonie mit der Natur.

 

ZERI Germany e.V. (Zero Emissions Research & Initiatives)

Markus Haastert, Vorstand

 

Blue Economy Institute

Anne-Kathrin Kuhlemann, Vorsitzende

 

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Happiness as indicator of new economic paradigm

Glück als Indikator eines neuen Wirtschaftsparadigmas

Bhutan lädt Blue Economy ein, ökonomisches Leitbild mitzugestalten

Jeffrey Sachs (links) , Anne Kathrin Kuhlemann, Enrico Gionvannini

UNO-Konferenz berät über Glück als Indikator eines neuen Wirtschaftsparadigmas

Am 2. April fand in New York in den Räumen der Vereinten Nationen eine Tagung unter dem Titel „Glück und Wohlbefinden: Definition eines neuen ökonomischen Paradigmas“ statt. Mehr als 600 Teilnehmer aus aller Welt waren der Einladung Bhutans gefolgt, darunter Wissenschaftler, Politiker und Zivilgesellschaft. Sie alle wurden durch den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, begrüßt.

Nobelpreisträger Prof. Joseph Stiglitz sagte: „BIP verfehlt das Ziel, die Faktoren zu erfassen, die im Leben der Menschen Bedeutung haben und zu ihrem Glück beitragen – wie Sicherheit, Freizeit, Einkommensverteilung und eine saubere Umwelt.“ Prof. Jeffrey Sachs, ökonomischer Berater des Generalsekretärs der Vereinten Nationen und Autor der Millennium-Entwicklungsziele, stellte seinen neuen „World Happiness Report“ vor (http://www.earth.columbia.edu/sitefiles/file/Sachs%20Writing/2012/World%20Happiness%20Report.pdf). Glück könne nicht nur durch ökonomisches Wohlbefinden erreicht werden, wie es das Bruttosozialprodukt misst, so Sachs.

Der bhutanesische Premierminister Jigmi Y. Thinley betonte: „Das BIP-getriebene Entwicklungsmodell bedingt grenzenloses Wachstum auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen. Das ist ökonomisch nicht länger sinnvoll.“ Bereits im Juli 2011 hatte die UNO-Generalversammlung auf Drängen Bhutans die Resolution 65/309 verabschiedet, die einen ganzheitlichen Ansatz für Entwicklung unterstützt, um individuelles Glück und Wohlbefinden jedes Einzelnen zu ermöglichen.

Vertreter der Blue Economy wurden gebeten, die ökonomischen Mechanismen dieses neuen Paradigmas gemeinsam mit weiteren Experten zu erarbeiten. Anne-Kathrin Kuhlemann erinnerte die Teilnehmer daran, Ressourceneffizienz und Ressourceneffektivität als Grundlage neuer Geschäftsmodelle zu betrachten. „Um die Geschäftswelt hinter das neue Paradigma zu bringen, müssen innovative, gewinnbringende Technologien gefördert und gefordert werden.“

Als Vertreter von ZERI betonte Markus Haastert die Bedeutung der Bildung: „Die nächste Generation muss systemisches Denken beherrschen. Wer versteht, wie die Welt zusammenhängt, handelt verantwortlich und gestaltet Geschäftsmodelle der Zukunft auf völlig neue Weise.“

Hochrangige UN-Vertreter, Politiker wie Costa Ricas Präsidentin Laura Chinchilla und zahlreiche Delegierte aus Ländern wie Brasilien, Marokko, Finnland, Australien, Thailand und Japan waren anwesend – insgesamt 68 Nationen haben Bhutan signalisiert, dass sie den Vorstoß befürworten.

Im Ergebnis der Konferenz wird ein Bericht an den Generalsekretär der Vereinten Nationen verfasst. Die Vorschläge fließen außerdem in den Rio+20-Prozess im Juni diesen Jahres ein und sollen in den konkreten Mechanismen münden, die ab 2015 die Millennium-Entwicklungsziele ersetzen werden.

Blue Economy calls for joint strategy with UNEP

Blue Economy ruft UNEP zu gemeinsamem Vorgehen auf

Pressemitteilung der Blue Economy

Wenn sich im Juni beim Rio +20 Gipfel die Staats- und Regierungschefs in Brasilien treffen um über eine global nachhaltige Entwicklung zu diskutieren, stellt sich auch die Definitionsfrage einer nachhaltigen Wirtschaft. Lange hat es gebraucht, bis sich die Regierungen auf Grundleitlinien einer Begrifflichkeit „Green Economy“ geeinigt haben. Über ein Jahrzehnt wurde die „Grüne Bewegung“ ohne ein gemeinsames politisches Bild geprägt und hat so zum heutigen, vieldeutigen Begriff der Green Economy geführt. Viele sprechen auch von „green washing“.

Ein sich langsam etablierender Grundkonsens ist, dass die Green Economy sich am Ziel einer „naturverträglichen Niedrig-Emissions-Wirtschaft“ orientiert. Um diesen Weg zu beschreiten, ist natürlich eine gestaltende Ordnungspolitik als Voraussetzung erforderlich, die innovationsorientiertes Wirtschaften fördert und kontinuierlich schädliche Emissionen und Schadstoffeinträge in der Umwelt reduziert. Bei allen Fortschritten, die in den letzten Jahren unter diesem Thema erlangt wurden, wissen wir jedoch, dass die Green Economy nur eine Transformationsstufe hin zum Paradigmenwechsel der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung sein kann.

Am 10. Februar 2012 erklärte die UNEP in einer Pressemitteilung:

“Mediterranean countries and the European Union meeting in Paris have called for a „blue“ economy to be set up to safeguard and promote a clean, healthy, productive Mediterranean environment.”1

Der Schöpfer des Begriffes Blue Economy, Prof. Gunter Pauli, freut sich darüber, dass UNEP und die Mittelmeer-Staaten seinen Begriff „Blue Economy“ aufgreifen für eine zweifellos erfreuliche Initiative zum Schutz einer sauberen, gesunden, produktiven mediterranen Umgebung. Mit dem Bericht „Green Economy in a Blue World“ machen die Vereinten Nationen auf das Potenzial der Ozeane aufmerksam: Wirtschaft und Umweltschutz müssten keine Gegenpole sein.

Achim Steiner fasst die Ergebnisse so zusammen: „Eine Ausweitung grüner Investitionen in Meeres- und Küstenressourcen und eine Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit beim Management grenzüberschreitender Ökosysteme sind essentiell, wenn der Übergang zu einer CO2-armen und ressourceneffizienten Green Economy verwirklicht werden soll.“2

Darüber sollte jedoch nicht vergessen werden, dass der Bericht an den Club of Rome „The Blue Economy“ mit seinen hundert Beispielen und der Perspektive von möglicherweise 100 Millionen Jobs einen noch ehrgeizigeren Rahmen absteckt. Seit 2010 wird erfolgreich wöchentlich eine Innovation samt Marktdaten und Angaben zum Potenzial an tausende Unternehmer präsentiert, um weltweit zum Nachahmen anzuregen.

Ein nachhaltiges Wirtschaften im Sinne der Blue Economy ermöglicht die Befriedigung der Grundbedürfnisse aller ohne Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, aber auch ohne bewussten Verzicht. Blue Economy steht anders als Green für einen neuen Weg der unternehmerischen Geschäftsgestaltung, für ein neues marktwirtschaftliches Geschäftsmodell, für nachhaltiges Wirtschaften, für nachhaltiges Wachstum. Blue Economy steht dafür, dass das Gute preiswerter und Schlechtes teurer wird. Blue Economy steht für sauberes Wasser, saubere Luft, den Planeten Erde.

Der Begriff Blue Economy meint: Durch Nutzung der verfügbaren Ressourcen in Kaskadensystemen wird der Abfall eines Produkts zum Ausgangsmaterial für einen neuen Geldfluss. Auf diese Weise werden Arbeitsplätze geschaffen, Sozialkapital aufgebaut und das Einkommen gesteigert – dabei wird die Umwelt nicht weiter ausgebeutet und geschädigt, sondern erhalten und verbessert. So wird nachhaltiges Wachstum möglich. Das derzeitige globale Wirtschaftssystem kann durch Innovationen und unternehmerisches Handeln in eine nachhaltige Entwicklung transformiert werden. Innovationen und bessere Lebensbedingungen werden durch Nachfrage, marktwirtschaftliche Instrumente und Bildung gefördert, statt wie derzeit durch Subventionen und gesellschaftliche Hemmnisse ausgebremst.

Immer geht es um eine ganzheitliche Sicht der Dinge, um kluge Synergien und Verbindungen unterschiedlicher Ebenen (Kaskaden) zu (Öko-)systemen, wie sie auf den ersten Blick nicht unmittelbar zu erkennen sind. Jetzt gilt es den Dialog zu suchen, um ein ganzheitliches Verständnis von vernetzter Produktionswelt unter Einbeziehung der Grundressource Wasser als Eckpfeiler für Pflanzen, Tieren, Algen und Bakterien zu fördern.

Im Sinne der Partnerschaft zwischen ökologisch orientierten Initiativen der Welt im Vorfeld des Rio+20 Gipfels bieten wir eine Verständigung auf eine gemeinsame und gegenseitig konsistente Verwendung des attraktiven Begriffes der Blue Economy an.

 

Bildquelle:

http://www.sxc.hu/photo/882672

Countries Call for Blue Economy to Protect the Mediterranean

Blue Economy zum Schutz des Mittelmeerraums gefordert

Zum Schutz einer sauberen Umwelt im Mittelmeerraum haben die Mittelmeerstaaten beim Treffen in Paris eine „Blaue“ Wirtschaft gefordert.

Paris, 10. Februar 2012

Zur Förderung und zum Schutz einer sauberen, gesunden und produktiven Umwelt im Mittelmeerraum haben die Mittelmeerstaaten und die Europäische Union beim Treffen in Paris eine „Blaue“ Wirtschaft gefordert.

Die Forderung wurde beim Verfassen des abschließenden Kommuniqués – der Pariser Erklärung – laut, als die 17. Konferenz der Vertragsparteien (COP17) zur Barcelona-Konvention zum Schutz des Meeres und der Küsten in der Mittelmeerregion und ihrer Protokolle nach drei Tagen Diskussion in Paris diese Woche zu Ende kam.

In seiner Eröffnungsrede sagte der französische Botschafter für Umwelt und Präsident des Treffens, Jean-Pierre Thébault: „In diesem sehr symbolischen Jahr für die Umwelt drücke ich meinen Wunsch aus, dass der Aktionsplan für den Mittelmeerraum ehrgeizig und führendes Beispiel auf dem Weg nach Rio+20 bleibt.“

Die Erklärung von Paris spiegelt diesen Vorsatz.

Die 22 Länder wollen eine „blaue“ Wirtschaft, eine Version der Grünen Wirtschaft, die sich auf die Meere und Ozeane bezieht, und hoffen auf ein strategisches politisches Rahmenwerk, das bei der UN-Konferenz zur Nachhaltigen Entwicklung (Rio+20) im Juni in Brasilien angenommen wird.

Die Ökosysteme der Meere liefern Grundnahrungsmittel und eine Lebensgrundlage für Millionen Menschen. Die Studie der UNEP zeigt, wie ein Wechsel zum nachhaltigeren Modell der Green Economy das riesige Potential der Meereswirtschaft erschließen, dabei die Zerstörung der Ozeane bedeutend eindämmen und gleichzeitig die Armut bekämpfen könnte. UNEP definiert die Green Economy als eine Wirtschaft, die den Wohlstand der Menschen sowie die soziale Gerechtigkeit steigert, während sie die Umweltrisiken und ökologischen Engpässe wesentlich mindert.

„Es ist für uns an der Zeit, zu überdenken, wie wir unsere Ozeane bewirtschaften“, sagte Achim Steiner, Direktor der UNEP und Unter-Generalsekretär der Vereinten Nationen. „Sie sind die tragende Säule für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung vieler Länder und unentbehrlich im Kampf gegen die Armut. Doch zu viele dieser essentiellen natürlichen Ressourcen werden durch unnachhaltige Nutzung zerstört; damit riskieren wir die ökosystemischen Leistungen, die sie bieten, wie beispielsweise Ernährungssicherung und Klimaregulierung.

Entscheidungen von Unternehmensleitungen und Investitionen in die Erhaltung der Ozeane sind unverzichtbar, wenn wir weiterhin von dieser reichen natürlichen Ressource profitieren wollen. Eine „blaue“ Wirtschaft im Mittelmeerraum und anderswo wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung.“

Das Treffen begrüßte den Fortschritt, der im Jahr 2011 im Kampf gegen die Zerstörung des Mittelmeers durch das Inkrafttreten des Protokolls zur Integrierten Bewirtschaftung der Küstenzonen sowie des Protokolls zum Schutz des Mittelmeers vor Verschmutzung aus Erforschung und Ausbeutung des Kontinentalschelfs, des Meeresgrunds und seines Untergrunds (Offshore-Protokoll) erreicht wurde.
Diese beiden weltweit neuartigen Protokolle erklären die Mittelmeerumwelt zur kritischen gemeinsam genutzten Ressource und fördern einen kooperativen und ganzheitlichen Ansatz für ihre Bewirtschaftung.

Ebenso bestätigen die Vertragsparteien in der Erklärung von Paris folgendes:

- Bestätigung ihres politischen Einsatzes für die nachhaltige Entwicklung am Mittelmeer und in den Küstenregionen durch einen ökosystemischen Ansatz im menschlichen Handeln.
- Übereinkunft zur Entwicklung eines kohärenten, durchorganisierten Netzwerks von Schutzzonen im Mittelmeer mit dem Ziel, bis 2020 zehn Prozent des Meeresgebiets unter Schutz zu stellen.
- Beschluss zur Intensivierung der Bemühungen, die Verschmutzung der Meere durch Quellen aus dem Landesinneren zu drosseln, z.B. durch Quecksilber, hartnäckige organische Substanzen und Abfälle, durch Ergreifung von gesetzlich bindenden Maßnahmen sowie Minderung der Verschmutzung durch Aktivitäten auf hoher See und vor der Küste durch regionale Aktionspläne.
- Aufnahme des Aktionsplans zur Implementierung des Protokolls zur Integrierten Bewirtschaftung der Küstenzonen und Ermutigung aller Vertragsparteien, dies zu ratifizieren.
- Übereinkunft zur Arbeit zum Schutz und Konservierung und zur nachhaltigen Nutzung der Artenvielfalt des Meeres über die staatlichen Hoheitsgebiete hinaus durch die Implementierung bereits existierender Instrumente sowie die Entwicklung multilateraler Vereinbarungen unter der Konvention der Vereinten Nationen zum Meeresrecht.
- Unterstützung der Vorbereitungen eines Berichts bis 2014 zum Stand der Umweltbedingungen im Meeresgebiet, einschließlich der sozio-ökonomischen Perspektive.

Bemerkungen des Herausgebers:
Die Konvention von Barcelona trat 1978 in Kraft, nachdem die Mittelmeerländer und die Europäische Gemeinschaft drei Jahre zuvor den Aktionsplan zum Mittelmeer angenommen hatte, das weltweit erste regionale Programm für den Meeresraum unter dem Schirm des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. 1995 wurde die Konvention abgeändert und neu benannt; die neue Version trat 2004 in Kraft.

Die 22 Vertragsparteien der Konvention von Barcelona sind: Albanien, Algerien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Zypern, Ägypten, die EU, Frankreich, Griechenland, Israel, Italien, Libanon, Libyen, Malta, Monaco, Montenegro, Marokko, Slowenien, Spanien, Syrien, Tunesien und die Türkei.

Die Koordinationsstelle für den Aktionsplan für das Mittelmeer der Konvention von Barcelona liegt beim UNEP. Weitere Information unter www.unepmap.org.

Exit Nuclear with Consensus and Cash

Energiewende und AKW Ausstieg Ohne Subventionen

Wie machen wir den Ausstieg aus der Atomenergie praktisch möglich?

 

 

„The Blue Economy“ zeigt anhand 3 Innovationen eine finanziell-sinnvolle Alternative zur nuklearen Energie, die zusätzliche Arbeitsplätze kreiert und mit den Resourcen die wir lokal zur Verfügung funktioniert.
Diese Innovationen sind heute schon technisch und wirtschaftlich bewiesen.
Mehr Informationen finden sie auf www.blueeconomy.de oder www.zeri.org

An energy turnaround without subsidies is possible by 2020

Energiewende bis 2020 ist ohne Subventionen möglich

Bis 2020 ist der Atomausstieg allein mit erneuerbaren Energien realisierbar und finanzierbar.

ZERI: Energiewende bis 2020 ist ohne Subventionen möglich

(Berlin, 13. Mai 2011). Bis 2020 ist der Atomausstieg allein mit erneuerbaren Energien realisierbar und finanzierbar. Das zeigt ein innovatives Szenario der Zero Emissions Research and Initiatives (ZERI). Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker stützte das Modell: „Durch die intelligente Kombination bestehender Technologien kann die Energiewende im gesellschaftlichen Konsens und mit finanziellen Gewinnen gelingen.“

„Der Ausbau der Erneuerbaren wird wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn wir bestehende Technologien und Wertstoffkreisläufe in den vorhandenen Infrastrukturen nutzen“, erklärte Gunter Pauli, Gründer und Vorsitzender der ZERI Foundation, bei der Präsentation des Energieszenarios in Berlin. Der massive Ausbau einer dezentralen, regenerativen Energieversorgung wird somit möglich und rentabel, ohne gesellschaftliche Widerstände auszulösen. „Ich bin von der Methode begeistert“, sagte Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, ehemaliger Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. „Durch die intelligente Kombination einfacher Energiequellen entstehen Synergien und Effizienzgewinne.“

 

Mit der Nutzung dieser Synergien kann Strom aus erneuerbaren Energieträgern zu so geringen Kosten produziert werden, dass die Förderungen für den Ausbau unnötig werden. Der Einsatz innovativer Technologien für Wind-, Solar- und Bioenergie ist dabei mehr als nur ein schneller und lukrativer Weg aus der Atomenergie: „Über den Atomausstieg hinaus ergeben sich großartige Chancen, um Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen und eine weltweite Technologieführerschaft zu erreichen“, erklärte Anne-Kathrin Kuhlemann, Vorstand von ZERI Germany e.V.

 

Das Szenario von Gunter Pauli basiert auf drei bereits erprobten Technologien:

 

  1. Windkraft ohne Anlagenbau: Vertikal-Windturbinen, die in bestehenden Hochspannungsmasten installiert werden, machen den Bau zusätzlicher Windparks überflüssig. Wenn ein Drittel der 150.000 Hochspannungsmasten in Deutschland mit Vertikalturbinen ausgestattet würden, könnten damit bis zu 5 Gigawatt Leistung bereitgestellt werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 5 Milliarden Euro.

 

  1. Biogas effizient und als Speicher: Biogas-Generatoren ermöglichen die effiziente Gewinnung von Biogas durch Kombination von landwirtschaftlichen Abfällen und Klärschlamm. Würden 500 der 9.600 deutschen Kläranlagen damit ausgerüstet, könnten mit Gesamt-Investitionskosten von ca. 10 Milliarden Euro 5 Gigawatt Leistung zur Grundstromversorgung bereitgestellt werden.

 

  1. Solarenergie ohne Subventionen: Die dritte Technologie ist eine kombinierte Strom- und Wärmegewinnung durch doppelseitige Photovoltaik-Paneele. Bei einer Lebensdauer von über 20 Jahren liegen die Kosten pro Kilowattstunde bei unter einem Cent. Die Investitionen für eine angepeilte Kapazität von 5,4 Gigawatt liegen bei ca. 10 Milliarden Euro.

 

Durch die Kombination dieser drei Technologien wird es möglich, Strom zu wesentlich niedrigeren Kosten zu erzeugen als derzeit durch die Atomenergie. Bei einer Preisdifferenz von 3,6 Cent pro Kilowattstunde entsteht für die zu ersetzenden 15 Gigawatt Leistung aus der Atomenergie eine Einsparung von 4,7 Milliarden Euro pro Jahr. Berechnet auf eine Laufzeit von acht Jahren stehen den Investitionen von rund 25 Milliarden Euro Einsparungen in Höhe von 38 Milliarden Euro gegenüber. Durch diese Einsparungen lässt sich der Kapitalbedarf für das notwendige Investment bis 2020 decken und so der Atomausstieg Deutschlands finanzieren.

Topfarmers - Business in a box system

Topfarmers - Ein System für „Business in a Box“

Topfarmers – Aufstellung eines neuen Systems für „Business in a Box“

Berlin, im August 2011

Nach zwei Monaten Forschung, Entwicklung von Prototypen und Installation ist das Dachgewächshaus auf dem Balkon der Büroräume der Konvergenta InterZero in Berlin nun in Betrieb gegangen. Der Aufbau ist eine leicht veränderte Version von John Todds „Theorie der vier Zellen“ und wurde aktiv und beratend von einheimischen und internationalen Aquakultur-Experten unterstützt. Das System nutzt eine Kombination aus „Flutung und Ablauf“ (die Aquaponik spricht auch von „Ebbe und Flut“) und einem System der „Nährstofffilmtechnik“ (NFT) für den Pflanzenanbau.

Momentan ernährt das System eine Art von Fischen (Clarias gariepinus) und diverse Pflanzen, darunter Tomaten, Gurken, Paprika, Melonen und Kräuter. Ferner wird angestrebt, ein System aufzubauen, das ein natürliches Süßwasser-Ökosystem spiegelt und eine Polykultur aus Fischen und Pflanzen unterhält, in der alle Bedürfnisse für alle Arten im System selbst enthalten sind. In der nächsten Zeit werden wir einen Behälter zur Wurmkultur einbauen, um Würmer als ergänzendes Fischfutter zur Verfügung zu haben.

Sobald das System optimiert ist, kann es nachgebaut und für jeden Ort angepasst werden. Bleiben Sie dabei, wir werden über die weitere Entwicklung berichten.

Für Fotos des Gewächshauses und der Installation des Aquaponik-Systems klicken Sie bitte hier.

Blue Economy: Economic Paradigm for a Sustainable Future

News aus Bhutan

Ein Eindruck von unserer sechstägigen Veranstaltung vermitteln und Information über die letzten Entwicklungen in Bhutan.

30.06.2011

Mit diesem Bericht wollen wir Ihnen einen Eindruck von unserer sechstägigen Veranstaltung vermitteln und Sie über die letzten Entwicklungen in Bhutan informieren.

Besonders beeindruckt waren die Teilnehmer von den Kindern des Landes, die bereits im Grundschulalter ein besonderes Bewusstsein für umweltorientiertes Leben zeigen. Die Bildung der bhutanesischen Jugend konzentriert sich auf einen Lebensstil, der mit der Natur harmoniert. Dies führte unseren Teilnehmern vor Augen, wie wichtig es ist, die nächste Generation einzubinden in eine nachhaltige Entwicklung und die Einhaltung eines gesunden Gleichgewichts von Mensch und Natur für eine lebenswerte Zukunft.

Während der folgenden Tage stellten die Blue Economy-Experten unter der Leitung von Prof. Dr. Gunter Pauli ihre Innovationen und Geschäftsmodelle vor, die lokal vorhandene Ressourcen nutzen und Bhutan in seiner Entwicklung einer nachhaltigen und erfolgreichen Wirtschaft unterstützen können. Darunter waren Konzepte zur internationalen Vermarktung von biologisch angebautem Buchweizen für die Lebensmittelproduktion in Industrienationen wie Japan und Deutschland. Einige vielversprechende Produkte aus Buchweizen sind alkoholfreies Bio-Bier und Soba (japanische Nudeln).

Von besonderem Interesse war das Portfolio von Technologien, die zur landesweiten Energieautonomie umgesetzt werden können. Zur Zeit hängt das Land von Treibstoffimporten aus Nachbarstaaten wie Indien ab und benötigt dezentrale Lösungen für die vielen abgelegenen Siedlungen im Himalaja. Eine Kombination von Technologien wie Solarpaneelen des schwedischen Herstellers Solarus AB (siehe Beispiel 53) sowie die Produktion von Methan aus Klärschlamm und organischen Abfällen in Biogasgeneratoren wird mit Sicherheit Teil der Strategie zum Erreichen dieses Meilensteins sein.

Die vorgestellten Innovationen und Geschäftsmodelle wurden mit den Teilnehmern und Vertretern der Bhutanesischen Regierung diskutiert, der Schwerpunkt lag hierbei auf dem Potenzial für Bhutan und der wirtschaftlichen Machbarkeit. Nach dem Treffen in Bhutan werden die besten und vielversprechendsten Konzepte in einer Serie von Projekten umgesetzt. Fast alle Teilnehmer des Treffens haben ihre Bereitschaft erklärt, diese Projekte finanziell und technologisch zu unterstützen.

In Zusammenarbeit mit Blue Economy entwickelt Bhutan eine weltweit einzigartige Initiative, die mit Sicherheit zum Musterbeispiel und neuen Maßstab für ökologische und wirtschaftliche Aktivitäten wird. Wir freuen uns darauf, Sie regelmäßig über die Erfolge und Einzelheiten der Projekte auf unseren Seiten und über unseren Newsletter auf dem Laufenden zu halten.

Einige Eindrücke aus dem Land des Donnerdrachens und vom Treffen finden Sie hier und in unserem Facebook-Profil.

Sollten wir Ihr Interesse an besonderen Einzelheiten unserer Projekten in Bhutan geweckt haben oder falls Sie ein bestimmtes Projekt unterstützen möchten, freuen wir uns über Ihre Mail an [email protected]