Glück als Indikator eines neuen Wirtschaftsparadigmas

Bhutan lädt Blue Economy ein, ökonomisches Leitbild mitzugestalten

Jeffrey Sachs (links) , Anne Kathrin Kuhlemann, Enrico Gionvannini

UNO-Konferenz berät über Glück als Indikator eines neuen Wirtschaftsparadigmas

Am 2. April fand in New York in den Räumen der Vereinten Nationen eine Tagung unter dem Titel „Glück und Wohlbefinden: Definition eines neuen ökonomischen Paradigmas“ statt. Mehr als 600 Teilnehmer aus aller Welt waren der Einladung Bhutans gefolgt, darunter Wissenschaftler, Politiker und Zivilgesellschaft. Sie alle wurden durch den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, begrüßt.

Nobelpreisträger Prof. Joseph Stiglitz sagte: „BIP verfehlt das Ziel, die Faktoren zu erfassen, die im Leben der Menschen Bedeutung haben und zu ihrem Glück beitragen – wie Sicherheit, Freizeit, Einkommensverteilung und eine saubere Umwelt.“ Prof. Jeffrey Sachs, ökonomischer Berater des Generalsekretärs der Vereinten Nationen und Autor der Millennium-Entwicklungsziele, stellte seinen neuen „World Happiness Report“ vor (http://www.earth.columbia.edu/sitefiles/file/Sachs%20Writing/2012/World%20Happiness%20Report.pdf). Glück könne nicht nur durch ökonomisches Wohlbefinden erreicht werden, wie es das Bruttosozialprodukt misst, so Sachs.

Der bhutanesische Premierminister Jigmi Y. Thinley betonte: „Das BIP-getriebene Entwicklungsmodell bedingt grenzenloses Wachstum auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen. Das ist ökonomisch nicht länger sinnvoll.“ Bereits im Juli 2011 hatte die UNO-Generalversammlung auf Drängen Bhutans die Resolution 65/309 verabschiedet, die einen ganzheitlichen Ansatz für Entwicklung unterstützt, um individuelles Glück und Wohlbefinden jedes Einzelnen zu ermöglichen.

Vertreter der Blue Economy wurden gebeten, die ökonomischen Mechanismen dieses neuen Paradigmas gemeinsam mit weiteren Experten zu erarbeiten. Anne-Kathrin Kuhlemann erinnerte die Teilnehmer daran, Ressourceneffizienz und Ressourceneffektivität als Grundlage neuer Geschäftsmodelle zu betrachten. „Um die Geschäftswelt hinter das neue Paradigma zu bringen, müssen innovative, gewinnbringende Technologien gefördert und gefordert werden.“

Als Vertreter von ZERI betonte Markus Haastert die Bedeutung der Bildung: „Die nächste Generation muss systemisches Denken beherrschen. Wer versteht, wie die Welt zusammenhängt, handelt verantwortlich und gestaltet Geschäftsmodelle der Zukunft auf völlig neue Weise.“

Hochrangige UN-Vertreter, Politiker wie Costa Ricas Präsidentin Laura Chinchilla und zahlreiche Delegierte aus Ländern wie Brasilien, Marokko, Finnland, Australien, Thailand und Japan waren anwesend – insgesamt 68 Nationen haben Bhutan signalisiert, dass sie den Vorstoß befürworten.

Im Ergebnis der Konferenz wird ein Bericht an den Generalsekretär der Vereinten Nationen verfasst. Die Vorschläge fließen außerdem in den Rio+20-Prozess im Juni diesen Jahres ein und sollen in den konkreten Mechanismen münden, die ab 2015 die Millennium-Entwicklungsziele ersetzen werden.

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