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Beurteile eine Frucht nicht nach ihrem Aussehen

Hintergund:

Eine der Kernprinzipien von Blue Economy ist die Nutzung von bereits verfügbaren Ressourcen. Obwohl Abfall sehr gut in wertvolle Produkte und andere neue Dinge umgewandelt werden kann, gilt es den enormen Berg an Abfall zu vermeiden, dabei sind Geld und Arbeit die leichtesten Schritte in Richtung einer positiven Zukunft.

Eine der größten Quellen von Abfall weltweit ist der Nahrungsmittelabfall. Nahrungsmittelabfall ist derzeit ein angesagtes Problemfeld und viele Initiativen beschäftigen sich damit, klar ist: 2014 wurde zum Jahr gegen Nahrungsmittelabfall in Europa erklärt.

Jährlich werden in Europa etwa 90 Millionen Tonnen Nahrungsmittel in den Müll gegeben, so die Statistiken der Europäischen Kommission. Und circa 40% der Abfälle tritt im Bereich von Einzelhandel und Konsumenten auf, Essen wird entlang der ganzen Produktionskette weggeworfen – vom Bauern bis zum Kosumenten.

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Dies hat viele schwerwiegende Folgen, offensichtlich ist Nahrung eine gute Quelle für Abfall, aber auch für Treibhausgase: Die ungenutzten Früchte und Gemüse verrotten oft auf Mülldeponien wo sie Methan produzieren. Um Gemüse zu produzieren werden Umengen an Wasser und Fläche benötigt, wovon viele der Produkte auf der Deponie enden. Der Nahrungsmittelverschwendung den Kampf anzusagen wäre also eventuell auch eine Möglichkeit, wie mit der schnell wachsenden Weltbevölkerung umgegangen werden könnte. Nach Tristam Stuart, einem einflussreichen Author auf diesem Gebiet, könnten weltweit eine Milliarde Menschen aus der Unterernährung gerettet werden, wenn dieses verschwendete Essen genutzt werden würde. Es gibt viele Gründe für Nahrungsmittelabfall, aber einer davon sind die sogenannten “ugly fruits and vegetables” (fehlgeformte Früchte und Gemüse). Die unförmigen, unsauberen oder gequetschten Produkte sind allein schon Grund für die Hälfte der schon erwähnten 40% Nahrungsmittelabfall.

Ganz am Anfang der Nahrungskette wird ebenfalls Essen verschwendet, dass niemals den Markt erreicht.

In Europa existieren Verkaufsstandarts für Früchte und Gemüse. Diese Standards beziehen sich nicht auf Geschmack oder Mineralwerte sondern beziehen sich auf ästhetische Kriterien wie Größe, Form, und Schale. Einige der Kriterien werden weitestgehend verhöhnt und kritisiert, wie die Regel die zu gebogene oder grade Bananen untersagt hatte. Dies führte zu einer Entspannung der europäischen Standards in 2009 für 26 Produkte, aber 10 der am meisten beliebten Produkte wie Tomaten, Äpfel, Salate und Erdbeeren unterliegen immernoch diesen Standards.

Jedoch sind dies nicht die einzigen Normen, die überwiegende Mehrheit fördert immernoch Normen die durch die UNECE, Teil der vereinten Nationen, gesetzt wurden. Diese besagen z.B. das braune Flecken auf einer Aprikose nicht mehr als 15% der gesamten Oberfläche ausmache dürfen und eine Zucchini mindestens 7cm lang sein muss, genauso wie frei von Rissen und Hohlräumen.

Die ästhetischen Standards haben häuptsächlich zwei Konsequenzen: Produkte, die die Standards nicht erfüllen werden erst gar nicht durch die Bauern geerntet, da sie wissen sie können sie nicht absetzen. Ebenfalls müssen sich die Produzenten starken Kriterien der Supermärkte unterwerfen, selbst Lieferanten fordern strenge kosmetische Standards.

Selbst wenn viele der Nahrungsmittel als Tierfutter wiederverwendet werden, wird nicht alles von den Herstellern akzeptiert. Selbst diese haben Standards und könnten beispielsweise krumme Gurken ablehnen, nicht jedes Gemüse wird also zu fertigem Futter weiterverarbeitet. Eine Lösung könnte das Verfüttern von Kantinen- und Hausmüll an Schweine sein, aber das ist in der EU seit 2003 verboten. Am Ende zeigt sich das die Konsumenten kein “schlechtes” Gemüse kaufen, verformtes vielleicht, aber nicht mit Löchern und faulen Stellen

Potenzial

Viele Initiativen versuchen derzeit diese Kunden- und Marktverhalten zu verändern.

Weniger gut aussehende Früchte und Gemüse werden Schritt für Schritt in Supermärkten verkauft, die Bewegung hatte ihren Ursprung 2012 im Vereinigten Königreich, mit großen Supermarktketten wie Tesco und Waitrose, die versprachen auch Fehlprodukte zu einem fairen Preis zu handeln. Sainsbury tat es 2012 auch, denn es war ein Jahr voller Missernten, aber in 2013 setzten sie die Aktion nicht fort.

2013 begannen deutsche Märkte wie Edeka und die Discounttochter Netto “ugly vegetables” für einen reduzierten Preis zu verkaufen mit der Aufschrift “Niemand ist perfekt”. Coop, Schweizer Marktführer tat es Edeka gleich und nannte diese “einzigartig” und in Österreich hat Rewe eine Reihe unter dem Namen “Wunderling”.

Auch wenn wir jene Produkte nicht immer in den Regalen finden, haben diese Initiativen einen ersten Wandel in der Haltung zu diesen Produkten bewirkt.

“Ugly fruit” ist eine Kampagne, die von drei deutschen Studenten (Giacomo Blume, 25, Moritz Glück, 29 and Daniel Plath, 26) der Universität Weimar erdacht wurde, sie zielt darauf diese Produkte wieder zurück in die deutschen Haushalte zu bringen.

Neben Kampagnen die die Früchte mit passenden Slogans zeigen, wollen sie auch auf einen “ugly fruit” Supermarkt setzen, der sich ausschließlich mit Produkten beschätigt die im sonstigen Ablauf nicht genutzt werden. Ihr Projekt hatte viel Aufmerksamkeit und sie haben bereits Zusagen von potentiellen Partnern und Emails von aufgeregten zukünftigen Kunden wann der Laden denn öffnen könne, erhalten.

Ebenfalls gab es den Gedanken deformierte Produkte aus Müllwagen an Wochenmärkte zu verkaufen, um die Deutschen zu schocken und zum Überdenken ihres Kundenverhaltens anzuregen.

Es wäre nicht nur nachhaltig, sondern auch ein echtes Geschäft mit Profit glauben sie - statt einfach nur Nahrungsmittelabfall.

In Berlin gibt es ein Catering Unternehmen namens Culinary misfits das darauf abzielt ugly vegetables in Gourmet Essen zu verwandeln. Die Mission lautet Fehlprodukte retten indem den Kunden gezeigt wird, dass jene eine attraktive Wahl sind. Alles begann als Crowd funding Projekt und jetz betreiben sie ein Catering Unternehmen, planen jedoch demnächst die Eröffnung ihres eigenen Ladens in Kreuzberg. Des Weiteren ist es eine gute Idee Früchte und Gemüse mit leichten Stellen in Restaurants zu benutzen, die meisten werden eh nicht im Ganzen verarbeitet.

Andere Initiativen wie Feed the 5000 organisieren Events mit Essen was sonst in den Müll wandern würde. Es ist ein britisches nationales Netzwerk dessen Mitglieder Fehlprodukte sammeln und der Wohlfahrt spenden. Ebenfalls zielt die Kampagne darauf die Weltgemeinschaft anzuregen mehr Lösungen für den globalen Nahrungsmittelabfall zu entwickeln. Sie geben Veranstaltungen bei denen 5000 Mitglieder ein freies Mittagessen erhalten dessen Zutaten sonst in den Müll gegeben worden wären. Diese Aktionen finden in London statt, aber auch international, wie in Paris, Amsterdam und Dublin.

Do it yourself:

Ein erster Schritt den Nahrungsmittelabfall zu reduzieren wäre als Kunde nicht immer die bestaussehenden Früchte und Gemüse zu kaufen, sondern die Fehlgeformten wenn erhältlich, um so die erwähnten Initiativen zu unterstützen

Hilfreiche Links für mehr Informationen:

Food Waste:

AGRAPROFIT - Der Film

Agraprofit - überwiegt die Schnäppchenmentalität oder ein „ethisches Bewusstsein“ ? Der Kurzfilm dokumentiert eine Guerilla Aktion, die im September 2012 auf dem Wochenmarkt einer deutschen Großstadt durchgeführt wurde. Das fiktive Unternehmen „Agraprofit“ ist neu auf dem Markt und hat ein innovatives Verkaufskonzept: Billige Produkte und gleichzeitig volle Transparenz der Produktionskette. Es konfrontiert die Kundschaft dezent lächelnd mit den Produktions- und Handelsbedingungen der angebotenen Billiglebensmittel. Schilder zeigen, was hinter den Produkten steckt: Zum Beispiel „Kinderarbeit? - Dann sind sie wenigstens weg von der Straße!“. Hintergrund der Aktion: Deutsche zählen zu den größten Schnäppchenjägern Europas. Noch immer ist der Preis, insbesondere bei Lebensmitteln, wichtigstes Kaufkriterium. Die Lebensmittelindustrie täuscht mit schönen Werbeslogans über die fragwürdige Entstehung der Billigprodukte hinweg. Aber wie aufgewühlt, beunruhigt oder auch unbeeindruckt reagieren die Menschen, wenn sie direkt hören, welche Zustände andernorts mit ihrem Einkauf verbunden sind? Der Film dokumentiert die verschiedenen Reaktionen und hinterlässt die Frage, wie man selbst reagiert hätte. Was die Käufer nicht wissen: Alle Erzeugnisse an diesem Marktstand kamen aus Öko-Landbau und Fairem Handel!Die Aktion fand im Rahmen der Kampagne „Öko + Fair ernährt mehr!“ von Naturland und dem Weltladen-Dachverband statt. Konzipiert und produziert wurden die Aktion und der Film von der Agentur YOOL (http://www.yool.de). Mehr Infos unter: http://www.oekoplusfair.de/ oder http://www.agraprofit.de. Folge Agraprofit auf Facebook: https://www.facebook.com/Agraprofit